"Die Lage der Nation ist stark, weil das Volk stark ist", sagte der Präsident am Dienstagabend im Kapitol in Washington. Er reichte den politischen Gegnern die Hand, zeigte aber auch eklatante Härte: So soll das Gefangenlager Guantanamo entgegen der Anordnung seines Vorgängers Barack Obama nicht geschlossen werden. Im Kampf gegen die Opium-Epidemie in den USA und gegen Straßenkriminalität kündigte Trump ein hartes Durchgreifen an.
Die 80-minütige Rede war gespickt mit Pathos und viel Nationalstolz. Immer wieder wies der Präsident auf die Taten von im Publikum sitzenden Amerikanern hin, die dem amerikanischen Bild von Heldentum entsprächen. Viele derzeit in den USA heiß diskutierte Streitpunkte, darunter die Russland-Affäre oder das Freihandelsabkommen Nafta mit Mexiko und Kanada, erwähnte Trump dagegen mit keiner Silbe.
Auch die Außenpolitik kam vergleichsweise kurz. Lediglich die Konfliktländer Nordkorea und Iran erwähnte er. Mit Blick auf die Lage in Nordkorea warnte Trump vor zu viel Selbstgefälligkeit und Zugeständnissen. Dies würde nur Aggression und Provokation schüren.
Statt neue Drohungen gegen Pjöngjang auszustoßen, griff der US-Präsident diesmal zu einem Propaganda-Instrument: Ein Flüchtling aus Nordkorea wurde demonstrativ im Saal mit tosendem Applaus gefeiert, als er seine Krücken in die Luft hielt.
Trump forderte den Kongress zudem auf, mehr Geld für das Militär auszugeben. Das US-Atomwaffenarsenal müsse modernisiert und so gestärkt werden, «dass es jeden Akt der Aggression abschrecken wird».
Der US-Präsident bekräftigte seine Forderung, bis zu 1,8 Millionen illegal ins Land gekommenen jungen Einwanderern eine Einbürgerung zu ermöglichen. Migranten, die bestimmte Anforderungen erfüllten und einen "guten moralischen Charakter" hätten, sollten die Möglichkeit haben, die US-Staatsbürgerschaft zu erlangen, sagte er. Zugleich machte Trump klar, dass er im Gegenzug Geld für den geplanten Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko wolle.
dpa/cd/jp