Nach immer neuen Fehlversuchen kann BP nun möglicherweise endlich einen Erfolg vorweisen: Experten des britischen Konzerns haben fast drei Monate nach der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko einen neuen, 100 Tonnen schweren Zylinder über das Leck in 1500 Metern Tiefe gestülpt.
Ob die Konstruktion so dicht ist, dass tatsächlich kein Öl mehr direkt ins Meer strömt, steht zunächst noch nicht fest. Erst wird eine Testreihe gestartet.
Der bisherige "Deckel" saß nur locker auf dem Bohrloch und fing lediglich einen Bruchteil (25.000 von den bis zu 60.000 ausströmenden Barrel) auf.
Selbst wenn sich die Operation 'Top Hat 10' als erster großer Erfolg erweisen sollte, werden bis zur endgültigen Lösung des Problems noch Wochen vergehen. Erst Mitte August könnten die beiden Entlastungsbohrungen zum Ursprung der Quelle fertig sein. Durch sie soll das Steigrohr mit Schlamm und Zement verschlossen werden.
Seit dem Untergang der Bohrinsel «Deepwater Horizon» nach der Explosion vor rund elf Wochen sind nach Angaben der Internationalen Energieagentur 2,3 bis 4,5 Millionen Barrel Öl (365 bis 715 Millionen Liter) ausgeströmt.
Bohrstopp bis Ende November
Die US-Regierung verhängte unterdessen ein neues Verbot von Tiefseebohrungen. Gerichte hatten kürzlich ein erstes sechsmonatiges Moratorium für nichtig erklärt, da der Schritt nicht ausreichend begründet sei. Menschen und Natur müssten vor den Gefahren neuer Bohrungen geschützt werden, sagte Innenminister Ken Salazar.
Der Bohrstopp soll zunächst bis Ende November gelten. Bis dahin soll geklärt werden, wie es zu dem Unglück vor der US-Küste kommen konnte und wie sich derartige Vorfälle mit neuen Vorgaben und Regeln verhindern lassen.
Kritiker merkten an, das Moratorium versetze der Wirtschaft der betroffenen Regionen einen weiteren Schlag und werde Arbeitsplätze kosten. Mary Landrieu, demokratische Senatorin des Bundesstaates Louisiana, bezeichnete den Aufschub dem Sender CNN zufolge als unnötig und wenig durchdacht.
Umweltschäden: 1,7 Billionen Euro
Eine aktuelle Schätzung des UN-Umweltprogramms (UNEP) kommt zum Ergebnis, dass die Arten heute 100 Mal schneller aussterben, als es die Evolution vorgibt. Die UN beziffern die Umweltschäden durch die 3000 größten Unternehmen der Welt auf 1,7 Billionen Euro: durch den Missbrauch natürlicher Ressourcen, durch Verschmutzung von Luft oder Gewässern sowie das Aussterben von Arten verantworten.
In Brüssel will sich EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Mittwoch mit den Managern in der Nordsee aktiver Ölkonzerne treffen, um über neue Regelungen für die Bohrungen dort zu sprechen. Angedacht sind etwa die Ausarbeitung von Notfällplänen und schärfere Auflagen und Kontrollen.
dpa/belga - Bild: epa