Feiern zu können ohne Reue - also ohne Kater - das wäre mit Blick auf den anstehenden Feiermarathon von Weihnachten bis Silvester für viele Zeitgenossen sicher ein Fortschritt. Ob Champagner, Wein, Bier oder Hochprozentiges: Der Genuss von Alkohol gehört in unserer Gesellschaft einfach dazu wie der Baum zu Weihnachten und der Böller zu Silvester. Die Lösung des Problems könnte eine Erfindung aus Großbritannien sein, das der Welt ja bereits den Fußball und den schwarzen Humor geschenkt hat.
Das Rauschmittel der Zukunft heißt Alcosynth - ein Kunstwort aus "Alkohol" und "synthetisch". Erfunden hat es ein britischer Neuropharmakologe mit Namen David Nutt. Der Mann kennt sich von Hause mit unserem Gehirn und mit der Wirkung von Medikamenten aus. Sein Alcosynth ahmt die Wirkung von Alkohol nach, kommt aber ohne die unerwünschten Nebenwirkungen aus wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Orientierungslosigkeit oder Agressivität.
Alcosynth besteht aus zwei Inhaltsstoffen: Dabei handelt es sich einmal um ein Derivat von Benzodiazepin, einem starken Beruhigungsmittel und zum anderen um ein Amphetamin, also einem Aufputschmittel. Beide Stoffe zusammen sollen einen leichten Rausch verursachen, so dass man sich zwar beschwipst fühlt, ohne aber aus der Rolle zu fallen.
Gleichzeitig sorgt die Kombination aus diesen beiden Stoffen dafür, das man nicht zu viel trinken will. Das Ganze wird innerhalb kürzester Zeit wieder vollständig abgebaut und hinterlässt auch keine Spuren an der Leber oder anderen Organen.
Es sind sicherlich keine harmlosen Zutaten in Alcosynth, deswegen warnen auch andere Wissenschaftler davor. Zu diesen kritischen Stimmen zählt auch ein belgischer Toxikologe, Jan Tytgat von der KU Leuven. Er sagt: "Es gibt ja noch keine Langzeiterfahrungen, also wissen wir auch noch gar nicht mit Sicherheit, ob Alcosynth nicht vielleicht doch irgendwelche Nebenwirkungen hat."
Bislang kann man noch keine Alcosynth-Produkte kaufen. Sie kommen erst 2020 auf den Markt, das verspricht David Nutt zumindest. Und er ist sich sicher, dass in 20 Jahren kaum noch jemand Alkohol trinkt.
Sandra Herff