Hunderttausende Kinder leiden nach Unicef-Einschätzung noch immer unter Mangelernährung und Krankheiten. Trotz internationaler Hilfe leben mehr als 800.000 Jungen und Mädchen weiter in Notaufnahmelagern, sind zudem von Ausschluss von Bildung, Missbrauch und Gewalt bedroht.
Schutz und Engagement für die Kleinsten sollten verstärkt, Nothilfe und langfristige Maßnahmen besser miteinander verbunden werden, sagte Françoise Gruloos-Ackermans, die Unicef-Leiterin für Haiti. „Das Erdbeben hat die Kluft in der haitianischen Gesellschaft und die große Not all der Menschen ans Licht gebracht, die so lange unsichtbar und fast vergessen waren“.
1,6 Millionen Menschen von Überschwemmungen bedroht
Die Nothilfe sei mindestens 18 weitere Monate nötig. Dass es bisher nicht zu Hunger und Epidemien gekommen sei, bedeute einen großen Erfolg. Allerdings sei ein nachhaltiger Wiederaufbau noch lange nicht erkennbar.
Unter den 1,6 Millionen Menschen, die in den überfüllten Notlagern leben, sind dem UN-Hilfswerk zufolge die Hälfte Kinder. Ministerien und öffentliche Verwaltungen sind nur eingeschränkt handlungsfähig. Ungeklärte Eigentumsfragen erschweren Entscheidungen für Umsiedlungen. Aus den Lagern drohen neue Slums zu werden.
Darüber hinaus erwarten Meteorologen mit der beginnenden Hurrikan-Saison in den kommenden Wochen schwere Stürme und Regenfälle. Allein in der Hauptstadt Port-au-Prince sind 84 Notlager mit über 100.000 Bewohnern akut von Überschwemmungen bedroht.
UNICEF arbeitet aktuell von Port-au-Prince, Léogane und Jacmel aus, zusätzliche Teams in Gonaive, Jérémie, Les Cayes und Hinche sind im Aufbau. Von Januar bis Juni hat UNICEF eigenen Angaben zufolge per Flugzeug oder per Schiff 4.159 Tonnen Hilfsgüter mit einem Wert von über 35 Millionen Dollar nach Haiti gebracht.
Bei dem schweren Erdbeben am 12. Januar waren zwischen 220.000 und 300.000 Menschen umgekommen. Die genaue Zahl der Opfer wird wahrscheinlich nie ermittelt werden können.
dpa/unicef/km - Bilder: epa