Ingenieure des britischen Ölkonzerns BP versuchen, in einem neuen Anlauf die seit elf Wochen sprudelnde Ölquelle im Golf von Mexiko zu stoppen. Dazu wollen sie mit Hilfe von ferngesteuerten Robotern einen 100 Tonnen schweren Absaugzylinder auf dem Leck platzieren.
Die Experten hoffen, damit das austretende Öl aufzufangen und auf Schiffe abzupumpen. Die Aktion 'Top Hat 10' ist aber höchst kompliziert. Frühestens am Mittwoch könnte klar sein, ob sie erfolgreich ist oder - wie diverse Anläufe zuvor - erneut mit einem Misserfolg endet.
In einem ersten Schritt demontierten die Experten dazu einen anderen Behälter über dem Leck, der bisher zumindest einen Teil des Rohöls aufgefangen hatte. Derzeit strömt das Rohöl völlig ungehindert ins Meer.
"Wir sind erfreut, wie es vorangeht", sagte BP-Top-Manager Kent Wells. Die gesamte Operation soll zwischen vier und sieben Tage dauern. Erst dann sei der neue Hut auf dem Leck in rund 1500 Meter Tiefe richtig positioniert und abgedichtet. Es könnte aber - wie schon bei diversen ähnlichen Versuchen zuvor - etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen.
(Umwelt-)Kosten steigen
Über 80 Tage nach dem Unglück auf der Bohrinsel 'Deepwater Horizon' gerät der verantwortliche britische BP-Konzern auch wirtschaftlich weiter unter Druck. So prüft der US-Konkurrent ExxonMobil offenbar bereits ein Übernahmeangebot.
Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat den britischen Energiekonzern BP nach eigenen Angaben mittlerweile 3,5 Milliarden Dollar gekostet. Das teilte das Unternehmen heute in London mit. Vor einer Woche waren die Kosten mit 3,12 Milliarden Dollar beziffert worden.
Gelingt die Operation und könnte tatsächlich ein Großteil des ausströmenden Rohöl aufgefangen werden, wäre das die erste gute Nachricht seit dem Unglück am 20. April. Seitdem fließen Schätzungen zufolge Tag für Tag bis zu 8200 Tonnen Rohöl ins Meer - lediglich ein Viertel werden bisher pro Tag abgepumpt.
Weite Teile der Golfküste sind bereits verseucht, ökologisch hochsensible Gebiete wie das Mississippi-Delta verschmutzt, viele Fischer sind arbeitslos geworden.
dpa/km - Bild: epa