Nur wenige Tage nach dem Militärputsch in Simbabwe hat die Regierungspartei Zanu-PF Robert Mugabe als Parteichef abgewählt und ihn ultimativ zum Rücktritt vom Präsidentenamt aufgefordert.
Sollte Mugabe (93) nicht bis Montagmittag zurücktreten, würden die Abgeordneten der Zanu-PF ihn am Dienstag mit einem Misstrauensvotum ablösen, sagte der führende Parteivertreter Patrick Chinamasa am Sonntag nach Beratungen des erweiterten Parteivorstands in der Hauptstadt Harare. Mugabe war in Simbabwe seit 1980 an der Macht.
Die Partei solle künftig vom früheren Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa (75) geführt werden. Er solle Mugabe auch als Präsident nachfolgen, sagte Chinamasa weiter. Präsident Mugabe und seine Frau Grace sowie einige Minister seien auch aus der Partei ausgeschlossen worden.
Am Samstag hatten Zehntausende Menschen in ausgelassener Stimmung in den Straßen Harares demonstriert, um Mugabe zum Rücktritt zu drängen und einen demokratischen Neuanfang zu fordern. Ein solcher Protest wäre im autokratisch geführten Simbabwe noch vor kurzem undenkbar gewesen.
Der Militärputsch wurde nach Meinung von Experten ausgelöst durch die Entlassung Mnangagwas und die Bemühungen des Staatschefs, seine unbeliebte Frau Grace (52) als Nachfolgerin zu etablieren. Sie ist bekannt für ihr impulsives Verhalten, teure Kleider und extravagante Shopping-Reisen. Soldaten nahmen nach dem Putsch einige Minister, die Grace unterstützten, fest, darunter Finanzminister Ignatius Chombo.
Die Militärführung um Generalstabschef Constantino Chiwenga wollte am Sonntag zum zweiten Mal mit dem seit Mittwoch unter Hausarrest stehenden Mugabe verhandeln, um ihn zur Amtsaufgabe zu drängen. Die Putschisten wollen seiner Ablösung damit den Anstrich eines verfassungsgemäßen Machtwechsels geben. Sie wollen nach Mugabes Abtritt offenbar einer Übergangsregierung Platz machen, wahrscheinlich unter Führung von Mnangagwa.
Mnangagwa, bekannt unter dem Spitznamen das "Krokodil", ist seit Jahrzehnten führendes Mitglied der politischen Elite des Landes im südlichen Afrika. Er gilt als Hardliner und hat unter Mugabe unter anderem den Geheimdienst, das Innen- und Justizressort geführt. Experten erwarten unter seiner Führung daher zunächst keinen dramatischen Kurswechsel.
Die Staatengemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC) setzte für Dienstag einen Krisengipfel in Angola an, um die Lage zu erörtern. Erwartet wurden die Staatschefs aus Südafrika, Sambia, Tansania und Angola.
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