Die Schweizer Forscher haben dafür konkrete, wissenschaftliche Anhaltspunkte gefunden und zwar in unserem Gehirn. Es ist wohl so, dass Frauen eher teilen als Männer, weil ihr Belohnungszentrum im Gehirn dabei stärker aktiviert wird. Wenn Frauen teilen, schüttet ihr Gehirn Glückshormone aus. Bei Männern war das in der Studie genau umgekehrt. Sie wurden von ihrem Gehirn belohnt, wenn sie egoistisch waren.
Das Phänomen ist allerdings nicht genetisch bedingt, denn es trifft nicht für jede Frau und jeden Mann zu. Stattdessen nehmen die Forscher an, dass dieses Verhalten anerzogen wird. Das Verhalten unseres Belohnungszentrums hängt von Lernprozessen im Gehirn ab. Es ist also gesellschaftlich bedingt und da unsere Gesellschaft oft noch unterschiedliche kulturelle Erwartungen an Mädchen und Jungen stellt, reagieren wir in verschiedenen Situationen auch anders.
Für die Studie in der Schweiz wurde bei 40 Männern und Frauen ein Verhaltenstest durchgeführt, während sie in einem Kernspintomographen lagen. Die Teilnehmer sollten entscheiden, ob sie lieber eine größere Summe Geld für sich allein haben wollen oder eine kleinere Summe für jeweils sich selbst und einen anonymen Mitspieler. Das Geld bekamen sie dann auch tatsächlich ausgezahlt und dabei haben sich die Frauen häufiger dazu entschieden zu teilen, als die Männer.
Außerdem haben die Forscher bei einer anderen Gruppe mit rund 65 Teilnehmern bei einigen von ihnen die Aktivität des Belohnungszentrums mit Hilfe eines Medikaments blockiert. Dabei konnte man beobachten, dass Frauen mit einem lahmgelegten Belohnungszentrum weniger häufig teilen. Die Männer hingegen teilten häufiger, wurden also in dieser Hinsicht sozialer, wenn ihr Belohnungszentrum blockiert war. Grundsätzlich hat aber nicht nur das Belohnungszentrum einen Einfluss auf das Verhalten. So teilten Männer und Frauen häufiger, wenn die Person, mit denen sie teilen sollten, nicht anonym, sondern ein Bekannter war.
Anne Kelleter - Bild: BRF