Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge hat es am Mittwoch starke Sonneneruptionen gegeben. Eine davon war nach Daten der US-Raumfahrtagentur Nasa die stärkste seit zwölf Jahren. Die bei den Eruptionen ausgeworfenen geladenen Teilchen können, wenn sie auf die Erdatmosphäre treffen, als Polarlichter wahrgenommen werden. "Dieser koronale Massenauswurf ist auf jeden Fall ein Kandidat, der dafür gemacht ist, dass auch in den mittleren Breiten mal Polarlichter zu sehen sind", erklärt Jens Berdermann vom DLR.
Aber Achtung: Die Chance, dass das wirklich passiert, ist relativ klein. Dafür müssen einige Faktoren zusammen kommen: Erstmal muss ein starker Effekt auf der Sonne nicht unbedingt einen starken Effekt auf der Erde auslösen und dann hängt die Sichtbarkeit der Polarlichter auch von der Ausrichtung des interplanetaren Magnetfeldes ab und davon, wie die Teilchen auf die Erde treffen. Und dann muss auch noch das Wetter mitspielen - und dass mit der sternenklaren Nacht dürfte laut Vorhersagen in den kommenden Tagen eher schwierig sein.
Wie entstehen Polarlichter?
Polarlichter sehen aus wie riesige bunte Bänder, die über der Erde schweben. Wenn die Sonne besonders aktiv ist, dann werden riesige Mengen positiv geladener Teilchen ins All geschleudert und wenn diese Teilchen dann auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen, dann regen sie dort Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle zum Leuchten an. In den Polarregionen flackern die Lichter violett bis blau, in Mitteleuropa sind sie laut Experten eher rot.
In jahrelanger Arbeit haben finnische Forscher übrigens herausgefunden, dass Polarlichter nicht nur leuchten, sondern auch klingen. Lange Zeit galten Geräusche wie Rauschen, Knallen oder Knistern, die immer wieder beim Auftreten von Polarlichtern zu hören waren, als Mythos. In fast 20 Jahren Forschungsarbeit ist es Wissenschaftlern von der Aalto Universität aber jetzt gelungen, diese Geräusche nachzuweisen und genau zu lokalisieren. Und was die Forscher besonders überrascht hat ist, dass die Geräusche gerade mal 70 Meter über dem Erdboden entstehen.
Kein Mythos: Polarlichter machen Geräusche
Grob gesagt: Die Nordlichter entstehen, wenn positiv geladene Teilchen aus dem Sonnenwind auf die Erdatmosphäre treffen. Dort bilden sie ein Magnetfeld und das sinkt zu Boden und trifft da auf andere Teilchen, die negativ geladen sind und von der Erdoberfläche aufsteigen.
Das allein reicht aber noch nicht, um das Klatschen zu erzeugen. Das ist nämlich gar nicht bei jedem Polarlicht hörbar, sondern nur bei einer sogenannten Inversionswetterlage. Inversionswetterlage bedeutet, dass die Luft am Boden kälter ist, als in den oberen Luftschichten. Nur bei dieser Inversionswetterlage und wenn kein Wind weht, werden die negativ geladenen Teilchen, die vom Boden aufsteigen, nicht gemischt und nur dann haben die beiden Magnetfelder - das positiv geladene von der Sonne und das negativ geladene vom Boden - genug Kraft, um ein hörbares Geräusch entstehen zu lassen.
Anne Kelleter - Archivbild: Eika Runschke/EPA