Dutzende Kriegsopfer in Rollstühlen begrüßten den Papst, der sie umarmte. Bei der Fahrt mit dem Papamobil in die Stadt gab es zeitweise kein Durchkommen mehr, die Sicherheitsleute reagierten sichtbar nervös. "Verliert nie die Hoffnung und die Freude", sagte der Papst mit Blick auf den Friedensprozess.
Der Sohn der von der Guerillagruppe Farc entführten Politikerin Clara Rojas überreichte dem Papst eine Friedenstaube aus Porzellan. Er wurde in der Gefangenschaft seiner Mutter geboren - Rojas war 2002 zusammen mit der Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt entführt worden und kam erst 2008 frei. Der Vater ihres Sohns Emmanuel ist ein Farc-Guerillero.
Hoffnungsträger
Der Besuch des Papstes fällt in eine kritische Phase: Die Zustimmung zu Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos ist stark gesunken - ihm werden zu viele Zugeständnisse an die Farc-Guerilla vorgeworfen, die die Waffen nach fast 50 Jahren Konflikt abgegeben hat. So gibt es milde Strafen für Verbrechen, Sozialleistungen beim Übergang in ein normales Leben. Zudem werden der neuen Farc-Partei, die sich als Anwalt der armen Landbevölkerung sieht, bis 2026 zehn Kongresssitze und entsprechende finanzielle Zuwendungen garantiert.
Santos setzt angesichts der wachsenden Gegnerschaft auf die Unterstützung des Papstes. Das Motto des Besuchs lautet: "Gehen wir den ersten Schritt." Der Vatikan hat bei den vierjährigen Friedensverhandlungen mit der Farc eine führende Rolle gespielt - kurz vor dem Papstbesuch erklärte auch die letzte verbliebene Guerillaorganisation ELN einen bis Ende des Jahres befristeten Waffenstillstand. Auch die ELN kann sich eine Aufgabe des bewaffneten Kampfes und einen Friedensvertrag vorstellen.
Der langjährige Farc-Chef Rodrigo Londoño unterstrich die großen Hoffnungen, die mit dem Besuch verbunden sind: "Danke, dass sie den Frieden unterstützen", teilte er bei Twitter mit. "Dieses wunderbare Volk empfängt sie mit großem Enthusiasmus." Mehrere Millionen Menschen werden bei den Besuchen in Bogotá, in der früheren Konfliktregion Villavicencio sowie in Medellín und Cartagena erwartet.
Thema Venezuela
Auf seinem Flug nach Kolumbien warb Papst Franziskus für Dialog und Stabilität in Venezuela. "Wir werden über Venezuela fliegen, deshalb bitte ich Euch, auch für Venezuela zu beten, damit es mehr Dialog gibt und das Land mittels des Dialogs aller Seiten eine gute Stabilität wiedergewinnt", sagte der Papst den mitreisenden Journalisten, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Der Papst will am Donnerstag fünf venezolanische Bischöfe empfangen.
Von Georg Ismar, dpa - Bilder: Pedro Ugarte/AFP, Cesar Carrion/Colombian Presidency/AFP