Begleitet von großen Erwartungen für eine Stärkung des schwierigen Friedensprozesses reist Papst Franziskus am Mittwoch nach Kolumbien. Bei den Stationen in Bogotá, in der früheren Konfliktregion Villavicencio sowie in Medellín und Cartagena wird der Prozess der Aussöhnung im Mittelpunkt stehen.
Es wird mit Millionen Gläubigen gerechnet, nach der Landung am Mittwochnachmittag (Ortszeit) ist am Donnerstag eine erste große Messe in der Hauptstadt Bogotá geplant. "Betet für mich und ganz Kolumbien (...) auf dem Weg zu Aussöhnung und Frieden in diesem Land", teilte Franziskus vor der Abreise in Rom mit. Der erste Kolumbien-Besuch eines Papstes seit 1986 wird bis Sonntag dauern.
Friedensvertrag mit der linken Farc-Guerilla
Präsident Juan Manuel Santos erhielt 2016 den Friedensnobelpreis für den Friedensvertrag mit der linken Farc-Guerilla. An der Messe in Villavicencio sollen auch 6.000 Opfer des 50 Jahre währenden Konfliktes und mehrere frühere Farc-Guerillakämpfer teilnehmen. Die knapp 7.000 Kämpfer haben inzwischen alle Waffen und Granaten den Vereinten Nationen übergeben, aber es gibt weiterhin viele Gegner des Friedensprozesses.
Umstritten ist besonders eine Sonderjustiz mit milden Strafen für Guerillakämpfer. Die Farc, die sich als Anwalt der armen Landbevölkerung sieht, will ihre Ziele nun als Partei auf legalem Weg durchsetzen. Im Konflikt zwischen linker Guerilla, Militär und rechten Paramilitärs starben rund 220.000 Menschen. Noch keinen Friedensvertrag gibt es mit der kleineren ELN-Guerilla, aber kurz vor dem Papstbesuch erklärte sie sich zu einer zunächst bis Ende des Jahres befristeten Waffenruhe bereit.
Appell an Venezuela
Mit Spannung wird erwartet, was der aus Argentinien stammende Papst zur Lage im Nachbarland Venezuela sagen wird - er hatte Präsident Nicolás Maduro mit eindringlichen Worten vor einem Ende der Demokratie im Land mit den größten Ölreserven gewarnt. Der Appell, auf die Einsetzung einer neuen Volksversammlung zu verzichten, die das Parlament inzwischen entmachtet hat, verhallte aber ungehört.
Zuvor hatten Papst Paul VI. im Jahr 1968 und Johannes Paul II. im Jahr 1986 Kolumbien besucht - bei der letzten Visite stand das Gedenken an die Opfer der Katastrophe von Armero im Mittelpunkt. Nach dem Ausbruch des Vulkans Nevado del Ruiz brachte die Lava die Eiskappe des 5390 Meter hohen Vulkans zum Schmelzen und löste damit im November 1985 eine Schlamm- und Gerölllawine aus, die die Stadt Armero auslöschte, rund 25.000 Menschen starben.
dpa/jp/km - Bild: Vincenzo Pinto/AFP