Mit der Bombe könne auch eine neue Interkontinentalrakete (ICBM) des Landes bestückt werden. Es wäre der sechste Atomtest Nordkoreas, den ersten hatte das diplomatisch isolierte Land 2006 durchgeführt. Nordkorea hatte auch nach dem Test im Januar des vergangenen Jahres von einem Wasserstoffbombentest gesprochen. Experten hatten die Angaben allerdings stark bezweifelt.
Der neue Test wurde nach Angaben des südkoreanischen Militärs in der Provinz Nord-Hamgyong im Nordosten durchgeführt, wo das Land bereits die früheren Nuklearversuche unternommen hatte. Die Erschütterungen seien künstlich herbeigeführt worden. Das Beben erreichte nach chinesischen Messungen eine Stärke von 6,3.
Der neue Test ist eine massive Provokation des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un in den stark gewachsenen Spannungen mit den USA und den Ländern in der Region und löste weltweit scharfe Kritik aus.
Weltweite Kritik
US-Präsident Donald Trump hat "militärische Optionen" nicht ausgeschlossen, um Nordkorea daran zu hindern, sein Atom- und Raketenprogramm weiter zu entwickeln. Auch hatte der US-Präsident mit "Feuer und Wut" gedroht, was Sorgen vor einem verheerenden bewaffneten Konflikt anfachte.
Trump will noch am Sonntag mit seinem Sicherheitsteam zu Beratungen zusammenkommen. Zuvor hatte Trump auf Twitter Nordkorea als einen "Schurkenstaat" bezeichnet, der eine Bedrohung für die USA darstelle und bei dem eine "Sprache der Beschwichtigung" nicht funktioniere.
Auch Russland warnt Nordkorea vor schwerwiegenden Folgen. Der Test sei eine weitere demonstrative Missachtung der Vorgaben des UN-Sicherheitsrates durch Pjöngjang, teilte das Außenministerium in Moskau am Sonntag mit.
"Unter diesen Bedingungen ist es unerlässlich, Ruhe zu bewahren und jegliche Handlungen zu unterlassen, die zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führen." Es gebe keine Alternativen dazu.
Russlands UN-Botschafter hatte am Samstag vor neuen Sanktionen gegen Nordkorea gewarnt. "Die Ressourcen für Druck auf Pjöngjang durch Sanktionen sind erschöpft", sagte der Diplomat in New York. "Darüber hinaus sehen wir, dass es im Kern nicht funktioniert."
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fordert jetzt eine schnelle Reaktion der Mitglieder des UN-Sicherheitsrats. "Die internationale Gemeinschaft muss diese neue Provokation mit größter Standhaftigkeit behandeln", teilte der Élysée-Palast am Sonntag in Paris mit.
Experte: Nordkorea braucht noch etwa fünf Jahre für Atombombe
Trotz des neuerlichen Atomtests braucht Nordkorea nach Einschätzung eines russischen Experten noch gut fünf Jahre für den Bau einer einsatzfähigen Atombombe. "Sie haben Atomsprengköpfe und Raketen, die sie auf der Basis von sowjetischen Scud-Raketen entwickelt haben, die sie in den 1960er und 1970er Jahren erhalten haben", sagte Iwan Moissejew, Direktor des Instituts für Weltraumpolitik, in Moskau.
Nordkoreanische Ingenieure hätten die Technik zwar weiterentwickelt, "aber Sprengköpfe und Raketen zu vereinen, ist keine einfache Aufgabe". Dafür brauche Nordkorea noch Zeit, sagte Moissejew .
Die Erdstöße des Bebens, die der Test ausgelöst hat, seien auch in der russischen Großstadt Wladiwostok nahe der nordkoreanischen Grenze zu spüren gewesen. Moissejew sprach auch von einer möglichen Gefahr für Russland. Raketen könnten bei Tests versehentlich auf russisches Gebiet fallen und Schaden anrichten, sagte er.
dpa/rkr/mg/fs - Bild: Jung Yeon-Je/AFP