Die französische Zeitung le Monde berichtete jetzt, dass Forscher die Ergebnisse von 177 Studien über den körperlichen Zustand von Kindern und Jugendlichen zwischen neun und 17 Jahren zusammengetragen haben - und der scheint besorgniserregend. Eine Zahl daraus mal als Beispiel: Für die 800-Meter-Strecke braucht ein Jugendlicher heute im Durchschnitt vier Minuten, 1970 schaffte er das in sage und schreibe drei Minuten.
Wirklich neu sind die Erkenntnisse ja nicht, seit vielen Jahren schon beobachten die Wissenschaftler, dass die Fitness von Generation zu Generation abnimmt. Fachleute erklären das mit der Entwicklung unserer Lebensweise: Wenn Kinder nach der Schule Stunden vor dem Fernseher, Computer oder Smartphone hängen, anstatt draußen zu spielen, dann werden sie automatisch unbeweglicher. Laut einer Studie in der Provinz Hennegau sind das durchschnittlich vier Stunden in der Woche und acht Stunden am Wochenende.
Und auch die Ernährung spielt natürlich eine Rolle. In der Provinz Hennegau zum Beispiel haben sich die Fälle von Übergewicht bei Kindern verdoppelt. Es sei mittlerweile selten, eine Schulklasse ohne stark übergewichtiges Kind zu finden, heißt es.
Und in den Schulklassen beobachtet man noch ein anderes Phänomen: Es gibt im Sportunterricht keine durchschnittlichen Schüler mehr. Das heißt entweder gibt es Supersportler, weil sie z.B. in der Freizeit noch in einem Sportverein sind, oder es gibt diejenigen, die gar keinen Sport machen und deshalb auch dann schlechter im Sportunterricht sind. Die Experten erklären das eben damit, dass sich Kinder früher mehr bewegt haben, mehr draußen gespielt haben und zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule gefahren sind. Wer heute keinen Sport als Hobby treibt, der macht dann gar nichts.
Mit mehr Sportunterricht könnte man dem Problem entgegenwirken - und das so früh wie möglich, um den Kindern die Freude an der Bewegung zu vermitteln, denn wer bis zur Pubertät keinen Sport getrieben hat, den bekommt man dann nur noch schwer motiviert. Und zwei Stunden Schulsport à 50 Minuten inklusive Umziehen seien auch zu wenig. Bei der Ausrüstung hapert es ebenfalls: In manchen Schulen gibt es keine Turnsäle, und wenn Lehrer drei Bälle kaufen wollen, müssten sie sich schon fast prügeln, um das Geld zu bekommen.
Volker Krings - Illustrationsbild: Luc Claessen/BELGA