Nordkorea hat nach Angaben von Südkorea eine Rakete über das benachbarte Japan hinweg geschossen. Der Generalstab der südkoreanischen Armee teilte mit, die ballistische Rakete sei am Dienstagmorgen in einem Gebiet nahe der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert worden und etwa 2.700 Kilometer weit geflogen.
Nach Berichten des japanischen Senders NHK gingen Teile der Rakete im Pazifik etwa 1.180 Kilometer östlich der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido nieder. Japan habe jedoch keine Abwehrrakete gestartet. Damit erreicht der Konflikt um Nordkorea eine neue Eskalationsstufe.
Die Regierung in Tokio will die Einberufung des UN-Sicherheitsrats. Ein Regierungssprecher in Tokio sprach von einer beispiellos ernsten und schweren Bedrohung. Japan und seine Schutzmacht USA wollen den Druck auf Pjöngjang nun weiter erhöhen wollen, Südkorea demonstrierte mit Bombenübungen militärische Stärke.
US-Präsident Trump verurteilte den jüngsten Raketentest scharf und warnte das Regime in Pjöngjang gewarnt. Pjöngjang habe seine Verachtung für seine Nachbarn, für alle Mitglieder der Vereinten Nationen und für einen Mindeststandard an akzeptablem Verhalten signalisiert, erklärte Trump in Washington. "Alle Optionen sind auf dem Tisch", fügte er hinzu.
Chinas Außenministeriums warnte, in dem Konflikt auf der koreanischen Halbinsel sei ein "kritischer Punkt" erreicht. Alle Seiten müssten sich zurückhalten, betonte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking.
Auch die Europäische Union hat den jüngsten Raketentest Nordkoreas scharf verurteilt und die Bereitschaft zu weiteren Sanktionen angekündigt. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, die Union werde in enger Abstimmung mit den internationalen Partnern eine "angemessene Reaktion" in Erwägung ziehen. Das Vorgehen Nordkoreas stelle einen offenen Verstoß gegen internationale Verpflichtungen und eine ernste Gefahr für den Weltfrieden dar. Dem japanischen Volk sicherte Mogherini angesichts der "unmittelbaren Bedrohung" volle Unterstützung zu.
Es war das erste Mal seit dem Abschuss einer Langstreckenrakete vom Typ Taepodong-2 im Jahr 2009, dass eine nordkoreanische Rakete wieder über Japan hinweg flog.
dpa/est/mh - Bild: Toshifumi Kitamura/AFP