Der Angriff auf ein Popkonzert in der nordenglischen Stadt Manchester war nach Angaben der Polizei ein Bombenanschlag. Der männliche Attentäter habe eine selbstgebaute Bombe gezündet. Er sei bei der Explosion ums Leben gekommen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt.
Die Explosion hatte sich am späten Montagabend in der Manchester Arena ereignet, einer Konzerthalle, die bis zu 21.000 Besuchern Platz bietet. Zeugen berichteten von einem Knall nach dem letzten Lied von Ariane Grande gegen 22:30 Uhr Ortszeit (23:30 Uhr MESZ). Krankenwagen rasten zur Arena, Hubschrauber kreisten über dem Areal.
Notfalldienste und Feuerwehr baten die Bevölkerung über Twitter, sie wegen des Einsatzes nur bei lebensbedrohlichen Angelegenheiten zu kontaktieren. Rund um die Halle zogen bewaffnete und maskierte Polizisten auf. Auch Sprengstoffspezialisten waren im Einsatz. Der unmittelbar neben der Halle liegende Bahnhof Manchester Victoria wurde gesperrt.
Das Konzert der angesagten Sängerin hatten besonders viele Kinder und Jugendliche besucht. Unter den Toten seien auch Kinder, sagte der Polizeichef.
Identität des Attentäters bekannt
Premierministerin Theresa May drückte den Opfern und Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Sie bezeichnete den Selbstmordanschlag von Manchester als einen der schlimmsten, den das Vereinigte Königreich je erlebt habe. Der Attentäter habe das größtmögliche Blutbad anrichten wollen, sagte May am Dienstagmittag vor ihrem Amtssitz in der Londoner Downing Street. Es sei schwer zu verstehen, wie jemand einen solchen Anschlag auf junge Menschen verüben konnte. Dies sei eine neue Kategorie der Feigheit gewesen, ein Anschlag auf Unschuldige.
Wie die britische Nachrichtenagentur PA meldet, hat May noch an diesem Dienstag einen Besuch in der nordenglischen Stadt geplant.
Laut May ist die Identität des Selbstmordattentäters den Behörden bekannt. In Zusammenhang mit dem Anschlag nahm die Polizei einen 23 Jahre alten Mann fest.
Innenministerin Amber Rudd hat die Explosion als "gezielten Angriff" bezeichnet. Sie sei ein "barbarischer Angriff, der absichtlich abzielt auf einige er Verwundbarsten in unserer Gesellschaft - junge Menschen und Kinder bei einem Popkonzert", sagte Rudd in einer am Dienstagmorgen veröffentlichten Mitteilung. Manchester sei bereits früher Ziel von Terrorismus gewesen. Dieser Angriff solle Angst schüren und spalten. "Aber das wird ihm nicht gelingen."
Die Ministerin sprach den Familien und Opfern ihr Mitgefühl aus und lobte die Arbeit der Rettungskräfte. Die Bevölkerung solle wachsam bleiben, aber keine Angst haben.
Krisensitzung und Gedenkfeier
Die Regierung kam am Dienstagvormittag zu einer Krisensitzung zusammen. Der Wahlkampf vor den Parlamentswahlen am 8. Juni ist unterbrochen. Labour-Chef und Oppositionsführer Jeremy Corbyn sagte, er habe dies Premierministerin Theresa May abgesprochen und sich mit ihr darauf geeinigt. Der Chef der Liberaldemokraten, Tim Farron, sagte einen Wahlkampfauftritt in Gibraltar ab, die Schottische Nationalpartei SNP verschob die für Dienstag geplante Vorstellung ihres Wahlprogramms.
Der Bürgermeister von Manchester, Andy Burnham, hat alle Bürger am Dienstagabend zu einem Totengedenken auf dem zentralen Albert Square eingeladen.
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dpa/dlf/br/sh/jp/rkr - Bild: Paul Ellis (afp)