Unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen stimmen die Franzosen über einen Nachfolger von Präsident François Hollande ab. Die Wahllokale öffneten am Sonntagmorgen in Paris und andernorts in Frankreich. Wegen Terrorgefahr schützen mehr als 50.000 Polizisten und 7.000 Soldaten die Wähler im ersten Wahlgang. Der Ausgang der ersten Wahlrunde wird in Europa mit großer Spannung erwartet.
Denn unter anderem die EU-Gegnerin Marine Le Pen hat gute Chancen auf die Stichwahl am 7. Mai. Auch der linke Europakritiker Jean-Luc Mélenchon hat Aussichten - ebenso allerdings der europafreundliche Polit-Jungstar Emmanuel Macron und der Konservative François Fillon.
Die letzten Wahllokale schließen am Abend um 20 Uhr, frühestens dann wird mit ersten offiziellen Ergebnissen gerechnet. Allerdings könnten schon vorher erste Zahlen durchsickern: Medien in der Schweiz und in Belgien hatten beim vergangenen Mal schon am späten Nachmittag erste Trends verkündet.
In manchen französischen Überseegebieten wurde wegen der Zeitverschiebung schon am Samstag gewählt. In der französischen Botschaft in New York gab es einen Zwischenfall. Wegen eines Bombenalarms wurde das Gebäude am Nachmittag evakuiert. Die Wahl konnte wenig später aber fortgesetzt werden. Insgesamt sind 47 Millionen Menschen stimmberechtigt.
Le Pen und Mélenchon europakritisch
Le Pen will ihr Land bei einem Sieg in der Stichwahl aus dem Euro führen und ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft ansetzen. Mélenchon möchte die europäischen Verträge neu verhandeln und über das Resultat in einer Volksbefragung abstimmen lassen, zudem will er das Verteidigungsbündnis Nato verlassen.
Knappes Rennen erwartet
Der sozialliberale Emmanuel Macron und der Konservative François Fillon stehen zur EU und wollen Frankreich reformieren. Umfragen ließen ein ungewöhnlich knappes Rennen erwarten. Macron lag zuletzt leicht vor oder auf Augenhöhe mit Le Pen, Fillon und Mélenchon nur wenige Prozentpunkte dahinter. Die Sozialistische Partei des unbeliebten Amtsinhabers François Hollande wird den Elysée wohl nicht verteidigen: Ihr Kandidat Benoît Hamon ist in den Umfragen weit abgeschlagen.
Attacke kurz vor dem Wahltag
Am Wochenende waren Kundgebungen und Medienauftritte der Kandidaten verboten. Schon nach der Pariser Terrorattacke vom Donnerstagabend hatten mehrere Präsidentschaftsanwärter letzte Termine abgesagt. Ein 39-Jähriger hatte mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr auf Polizisten geschossen und einen von ihnen getötet. Zwei weitere Beamte und eine deutsche Passantin wurden verletzt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Bluttat für sich.
Die Attacke hatte die Sicherheitspolitik zum Abschluss des Wahlkampfs in den Mittelpunkt gerückt. Frankreich war in den vergangenen Jahren Ziel mehrerer islamistischer Anschläge. Erstmals wählt das Land unter den Bedingungen des Ausnahmezustands.
dpa/belga/vrt/jp/est - Jeff Pachoud/AFP