Mit einer machtvollen Militärparade hat das kommunistische Nordkorea den 105. Geburtstag seines verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung begangen. Durch das Stadtzentrum der Hauptstadt Pjöngjang marschierten Tausende Soldaten, begleitet von Panzern und anderen Militärfahrzeugen. Der autoritär regierende Staatschef des abgeschotteten Landes, Kim Jong Un, beobachtete die Parade von einem Podium aus.
Nach Angaben des südkoreanischen Militärs stellte Nordkorea bei der Parade ein neues Modell einer ballistischen Interkontinentalrakete mit mobiler Abschussrampe vor, wie die staatsnahe südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet. Zudem wurden bei dem Aufmarsch erstmals U-Boot-Raketen vom Typ Pukkuksong öffentlich gezeigt. Die Pukuksong hat eine Reichweite von rund Tausend Kilometern.
Zuletzt wurde befürchtet, dass die kommunistische Regierung anlässlich des Geburtstags einen weiteren Atomwaffentest unternehmen könnte - während US-Kriegsschiffe auf die koreanische Halbinsel zusteuerten. Oft nimmt die Führung die Geburtstage oder andere Feiertage zum Anlass, militärische Stärke zu demonstrieren.
Nach Angaben von Experten wird die Militärparade, deren Schwerpunkt auf der Präsentation von Raketensystemen lag, als Signal Nordkoreas gedeutet, die Fortschritte in der Entwicklung von Feststoffraketentriebwerken zu demonstrieren. Moderne Raketen, die mit festem Treibstoff betrieben werden, sind schneller einsatzbereit und für Satelliten schwerer zu erfassen.
Einmotorige Propellermaschinen flogen in einer 105-Formation, um den Jahrestag von Kim Il Sung zu ehren.
Kim Jong Ungelassen und heiter
Fernsehbilder zeigten Präsident Kim Jong Un, der die Parade scheinbar gelassen und heiter von seinem Podium aus beobachtete. Er hielt während der Zeremonie keine Rede. Unter den Anwesenden befand sich auch der Staatssicherheitsminister Kim Won Hong, der nach Angaben des südkoreanischen Vereinigungsministeriums vom Februar abgesetzt worden war.
Bei der streng choreografierten Parade gab es offensichtlich auch eine Panne. Ein Panzer schien mechanische Probleme aufzuweisen und stieß starken Rauch aus. Auf den nordkoreanischen Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie das Militärfahrzeug kurz vor der Einfahrt auf den Kim-Il-Sung-Platz aus der Formation abbog und hinter einem Gebäude verschwand.
Die Führung im Norden strebt trotz internationaler Ächtung den Bau von Atomwaffen mit großer Reichweite an. Zuletzt gab es mehrere Raketentests, ein weiterer Atomwaffentest könnte bald bevorstehen. Nach Angaben von Experten könnte Nordkorea möglicherweise den 25. April, den Jahrestag der Gründung der nordkoreanischen Volksarmee, für eine weitere militärische Provokation nützen.
Kims Geburtstag wird als "Tag der Sonne" bezeichnet. Er ist der höchste Feiertag des Landes. Der frühere nordkoreanische Staatschef ist auch 23 Jahre nach seinem Tod im Alltag der Nordkoreaner allgegenwärtig. Um den "ewigen Präsidenten" und als Staatsgründer verehrten Kim wie um seinen Sohn Kim Jong Il sowie seinen Enkel und jetzigen Machthaber Kim Jong Un wird ein intensiver Personenkult betrieben.
Trump mehrfach mit Eingreifen gedroht
Nach mehreren Raketentests der Nordkoreaner hatte US-Präsident Donald Trump mehrfach mit einem Eingreifen gedroht, um eine Bewaffnung des Landes mit weit reichenden Atomraketen zu verhindern. Als Demonstration der Stärke wurde am Wochenende ein Flottenverband mit dem Flugzeugträger "USS Carl Vinson" in den Gewässern nahe der koreanischen Halbinsel erwartet. Am Ostersonntag kommt US-Vizepräsident Mike Pence in die südkoreanische Hauptstadt Seoul.
Präsident Donald Trump sagte nach Angaben der "Defense News" auf die Frage, ob der Einsatz einer Riesen-Bombe in Afghanistan auch ein Signal an Nordkorea sei: "Nordkorea ist ein Problem - das Problem wird angegangen."
Eine große Rolle in dem Konflikt spielt China. Die USA wollen China dazu bewegen, den Druck auf seinen Nachbarn und traditionellen Verbündeten zu erhöhen. Auf Twitter schrieb der US-Präsident: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass China angemessen mit Nordkorea umgehen wird. Wenn sie dazu nicht in der Lage sind, werden die Vereinigten Staaten es mit ihren Verbündeten sein."
Man werde Atomangriffe mit Atomschlägen vergelten, sagte Choe Ryong Hae, Sekretär der nordkoreanischen Arbeiterpartei, während einer Gratulationsrede im nordkoreanischen Staatsfernsehen.
Anders als bei früheren Militärparaden waren diesmal keine hochrangigen chinesischen Regierungsvertreter anwesend. Ebenso wurde die Parade dieses Mal nicht wie bislang üblich von einem Militärkommando mit einem überlebensgroßen Porträt des Staatsgründers Kim Il Sung eröffnet.
dpa/est/rkr/sr - Bild: AFP