Nach dem Anschlag mit mindestens 5 Toten und etwa 40 Verletzten am britischen Parlament in London laufen die Ermittlungen zum Motiv des Attentäters auf Hochtouren. Der Täter hatte zunächst Menschen auf der Westminster-Brücke nahe dem Parlament mit einem Auto umgefahren. Anschließend verletzte er einen Polizisten mit einem Messer tödlich, bevor er selbst erschossen wurde.
Scotland Yard erklärte, dass die Identität des Attentäters geklärt sei. «Wir gehen davon aus, dass er vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde», sagte ein Polizeisprecher am späten Mittwochabend. Weitere Details wollte er zunächst nicht nennen. Es soll sich um einen Einzeltäter gehandelt haben. Hunderte Ermittler seien im Einsatz, die sich auf das Motiv, die Vorbereitungen und mögliche Komplizen des Mannes fokussierten.
Der Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King's College sagte der Deutschen Presse-Agentur, er gehe von einem Anschlag mit islamistischem Hintergrund aus. «Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promotet und anstiften will», sagte Neumann. Ob eine Verbindung zur Terrormiliz IS tatsächlich gegeben sei, bleibe aber abzuwarten.
Bei den Opfern des Anschlags handelt es sich um den Polizisten, einen 48-jährigen Familienvater sowie drei Passanten. Unter den Verletzten sind mindestens drei französische Schüler, wie das französische Außenministerium in Paris mitteilte.
Auch am späten Abend war das Areal um das Parlament in London noch weiträumig abgesperrt. Hubschrauber kreisten noch über dem Regierungsviertel. Der Anschlag von London wurde auf den Tag genau ein Jahr nach den Terrorattacken von Brüssel verübt, bei denen islamistische Selbstmordattentäter 32 Menschen mit sich in den Tod gerissen und mehr als 300 weitere verletzt hatten.
Die Polizei rief Zeugen auf, Filmaufnahmen und Fotos an die Ermittler zu senden. Zugleich bat sie Augenzeugen um Zurückhaltung. Sie sollten keine Bilder und Videos von Verletzten in Umlauf bringen. Beim letzten Terroranschlag in London hatten im Juli 2005 vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt.
Solidarität und Beleidsbekundungen aus dem Ausland
Politiker aus dem In- und Ausland haben mit Entsetzen auf den Anschlag nahe dem britischen Parlament in London reagiert. Viele Staats- und Regierunschefs sprachen ihr Mitgefühl gegenüber den Opfern aus und sicherten Großbritannien Unterstützung zu.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel telefonierte mit der britischen Premierministerin Theresa May und sprach ihr und allen Briten ihre Anteilnahme aus. Deutschland stehe im Kampf gegen jede Form von Terrorismus «fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens» erklärte sie gleich nach dem Anschlag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier brachte gegenüber den Opfern sein Mitgefühl zum Ausdruck: «Die Nachrichten über den mörderischen Angriff in London erschüttern mich.»
US-Präsident Donald Trump sicherte Premierministerin May volle Unterstützung zu. Zuvor kondolierte Außenminister Rex Tillerson im Namen der USA. Die USA verurteilten diese «schrecklichen Gewaltakte, und ob sie von gestörten Einzelpersonen oder von Terroristen ausgeführt wurden, für die Opfer macht das keinen Unterschied».
Frankreichs Präsident François Hollande sagte den Briten und Premierministerin May Solidarität und Unterstützung zu. «Der Terrorismus betrifft uns alle (...)», sagte Hollande. «Man sieht, dass man sich auf europäischer Ebene organisieren muss, und sogar darüber hinaus.»
Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau teilte mit: «Wir verurteilen den Angriff in London scharf. Ich war geschockt und traurig davon zu erfahren, dass unschuldige Menschen infolge dieses feigen Anschlags getötet wurden.»
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte teilte mit: «Furchtbare Bilder von London. Die Stadt wurde genau ins Herz getroffen. Unsere Gedanken sind bei den Menschen in Großbritannien.»
Die britische Premierministerin Theresa May nannte den Anschlag «krank und verkommen». Die Menschen in Großbritannien würden Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May. «Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.»
Großbritanniens Außenminister Boris Johnson twitterte: «Herzzerreißend. Dies ist nicht der erste Angriff auf London, auf unser Parlament - und es wird nicht der letzte sein - aber unsere Werte werden siegen.» Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan wandte sich nach dem Anschlag mit einer trotzigen Botschaft an die Öffentlichkeit. «Londoner werden sich niemals von Terror einschüchtern lassen», sagte Khan.
Auch die belgische Regierung verurteilte die Tat und bekundete der Regierung in London ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terror.
dpa/cd Fotos: Niclas Hallen (afp), Daniel Leal-Olivas (afp)