In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hatte der Niederländer behauptet, die südeuropäischen Länder würden Geld verschwenden und sich nicht an die Regeln des Stabilitätspakts halten. "Als Sozialdemokrat halte ich Solidarität für äußerst wichtig. Aber wer sie einfordert, hat auch Pflichten. Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten", so Dijsselbloem.
Seine Worte stießen in Italien und Portugal auf offene Kritik. Ex-Premier Matteo Renzi forderte Dijsselbloems Rücktritt. Der portugiesische Ministerpräsident Costa bezeichnete die Äußerungen als "rassistisch, fremdenfeindlich und sexistisch"und forderte ebenfalls Dijsselbloems Rücktritt.
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem weist die Vorwürfe zurück. Er habe allgemein über die Solidarität in der Eurozone gesprochen und nicht bestimmte Länder kritisiert, sagte ein Sprecher des niederländischen Finanzministers am Mittwoch in Den Haag.
EU-Kommissarin Margrethe Vestager geht auf Distanz zu den umstrittenen Äußerungen von Dijsselbloem. "Ich hätte das nicht gesagt und ich halte es für falsch", sagte Vestager am Mittwoch in Brüssel.
Der niederländische Sozialdemokrat Dijsselbloem ist seit 2013 Eurogruppen-Chef, sein Mandat läuft noch bis Anfang 2018. Nach der jüngsten Wahlschlappe seiner Partei ist aber unwahrscheinlich, dass er Eurogruppenchef bleiben kann.
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