Die Präsidentenwahl in Polen wird am 4. Juli in einer Stichwahl entschieden. Nach Auszählung von fast 95 Prozent der Stimmen liegt der liberalkonservative Bewerber, der amtierende Parlamentschef Bronislaw Komorowski, deutlich vorn - verfehlt aber die absolute Mehrheit.
Komorowski erhält etwa 41 Prozent der Stimmen. Sein nationalkonservativer Herausforderer Jaroslaw Kaczynski kommt auf knapp 37 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 55 Prozent. Das offizielle Endergebnis soll am Abend bekanntgegeben werden.
Auf dem dritten Platz in der Wählergunst landet der linke Kandidat Grzegorz Napieralski mit knapp 14 Prozent. Den Anhängern der Linken kommt bei der Stichwahl nun die Rolle des Züngleins an der Waage zu. Ihre Stimmen können den Ausgang der zweiten Runde entscheiden. Laut einer Umfrage dürfte Komorowski den zweiten Durchgang mit 53,7 Prozent klar gegen Kaczynski (39,1) gewinnen.
Kaczynski gibt sich kämpferisch
Am Sonntag waren insgesamt zehn Kandidaten angetreten, allerdings wurden von Anfang an nur dem Parlamentspräsidenten und dem Bruder des des verunglückten Präsidenten Chancen eingeräumt. Vor seinen Anhängern im Wahlstab gab sich Jaroslaw Kaczynski am Wahlabend siegessicher.
Kaczynskis Anhänger verweisen auf die Situation vor von fünf Jahren. Im Herbst 2005 hatte Donald Tusk als damaliger Präsidentenbewerber die erste Runde gegen Lech Kaczynski gewonnen. Zwei Wochen später verlor er das Rennen. Damals konnte Kaczynski linke Wähler auf seine Seite ziehen. Auch diesmal warb sein Bruder um die Linke. Der Linken-Kandidat Napieralski wollte sich aber zunächst nicht für die Stichwahl festlegen. Er müsse zunächst seine Wähler fragen, sagte er in einem Fernsehinterview.
Lech Kaczynski war am 10. April bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen. Seitdem führt Komorowski kommissarisch die Geschäfte des Präsidenten.
Das polnische Staatsoberhaupt hat laut Verfassung einen wesentlichen Einfluss auf die Sicherheits- und Außenpolitik. Der Präsident ist auch der Oberbefehlshaber der Streitkräfte und entscheidet über die militärischen Auslandseinsätze. In der Vergangenheit war es wiederholt zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen Tusks Regierung und Präsident Lech Kaczynski gekommen. Das nationalkonservative Staatsoberhaupt blockierte mehrere Reformprojekte der Regierung mit seinem Veto.
dpa/sh/km