Zwei Monate vor der französischen Präsidentschaftswahl hat der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron einen wichtigen Bündnispartner gewonnen. Der Zentrumspolitiker François Bayrou verzichtete am Mittwoch auf eine eigene Kandidatur und bot Macron eine Allianz an. Dieser nahm das Angebot an, wie er auf Twitter schrieb. Ein enger Unterstützer Macrons sprach vor Journalisten von einem "Wendepunkt des Wahlkampfs".
Bayrou begründete seine Entscheidung mit der Gefahr eines Erfolgs der Rechtspopulistin Marine Le Pen von der Front National (FN), die in Umfragen für den ersten Wahlgang derzeit klar vorn liegt. Der Zentrumspolitiker hatte 2002, 2007 und 2012 selbst für das Amt des Staatspräsidenten kandidiert, war aber stets in der ersten Runde ausgeschieden. Vor fünf Jahren holte er rund neun Prozent der Stimmen und unterstützte bei der anschließenden Stichwahl den Sozialisten François Hollande, der letztlich auch gewann.
Der 39-jährige Macron gilt als ein möglicher Stichwahlgegner Le Pens, er will der FN-Chefin mit klar europafreundlichen Positionen Paroli bieten. Er war früher Mitglied der Sozialisten und Wirtschaftsminister unter dem scheidenden Staatschef Hollande, positioniert sich nun aber "weder rechts noch links". In Umfragen für den ersten Wahlgang lieferte er sich zuletzt ein enges Rennen um den zweiten Platz mit dem Konservativen François Fillon. Kritische Äußerungen zur französischen Kolonialvergangenheit hatten Macron allerdings vergangene Woche in die Defensive gebracht.
Für ein Bündnis mit Macron nannte Bayrou Bedingungen. Unter anderem will er ein Gesetz über Moral in der Politik, um gegen Interessenskonflikte vorzugehen. Ein Sprecher Macrons sagte dem Sender BFMTV, dass sich die beiden Politiker am Donnerstag treffen wollen, um über diese Themen zu sprechen. Politische Gegner hielten Bayrou umgehend frühere kritische Äußerungen über Macron vor.
Für die Präsidentschaftswahl hatte Bayrou ursprünglich ein Bündnis mit dem ehemaligen konservativen Premierminister Alain Juppé angestrebt. Dieser hatte das Rennen um die Kandidatur des bürgerlichen Lagers aber gegen Fillon verloren. Daraufhin ließ Bayrou lange offen, ob er selbst wieder antritt. Die Franzosen wählen ihren neuen Staatschef in zwei Wahlgängen am 23. April und am 7. Mai.
dpa/jp/est - Foto: Philippe Lopez/AFP