Im Bieterstreit um die französische Qualitätszeitung «Le Monde» will nun auch der teilstaatliche Konzern France Télécom (Marke Orange) mitmischen.
Das Unternehmen wolle dafür mit der Gruppe «Nouvel Observateur» eine Partnerschaft eingehen, bestätigte deren Chef Claude Perdriel nach einem Bericht der Zeitung «Le Figaro» (Donnerstag).
Bis Montag solle ein Angebot in Höhe von 80 Millionen Euro vorgelegt werden. France Télécom, dessen Chef Stéphane Richard Präsident Nicolas Sarkozy nahesteht, hat vor allem Interesse am Internetangebot von «Le Monde».
Mischt Sarkozy hinter den Kulissen mit?
Perdriel, der die Wochenzeitung «Le Nouvel Observateur» herausgibt, sicherte im Fall einer Übernahme von «Le Monde» die Unabhängigkeit des Blattes zu: «Le Monde wird keine linke Zeitung werden, und eine rechte schon mal gar nicht», erklärte er. Im Hintergrund stehen Spekulationen über den mutmaßlichen Versuch einer Einflussnahme Sarkozys.
Der Präsident hatte kürzlich den Chef von «Le Monde», Eric Fottorino, zu einem Treffen in den Élysée gebeten und ihm von einem als links geltenden Bewerber-Trio abgeraten. Einer aus dem Trio ist der Kulturinvestor Pierre Bergé, der unter anderem die oppositionellen Sozialisten finanziell unterstützt.
Falls «Le Monde» sich für diese Investoren entscheide, werde die Regierung noch einmal über ihre Hilfen bei der neuen Druckerei nachdenken, soll Sarkozy Fottorino gesagt haben. Der Élysée wies den Vorwurf der Einflussnahme zurück.
Entscheidung folgt Ende Juni
Perdriel will gemeinsam mit France Télécom 67 Prozent an der Le-Monde-Gruppe übernehmen. Das Telekommunikationsunternehmen hat seinerseits Interesse an dem 34-Prozent-Anteil der Lagardère-Gruppe an der Internet-Tochter, die die Website lemonde.fr herausgibt.
Bergé und seine Partner Matthieu Pigasse und Xavier Niel haben bereits ein offizielles Angebot in Höhe von 80 Millionen Euro abgegeben. Am 28. Juni soll der Aufsichtsrat entscheiden.
dpa / epa