Kurz vor 21 Uhr war der Krimi vorbei. 351 gegen 282: Am Ende bekam Antonio Tajani knapp 70 Stimmen mehr als sein sozialistischer Gegenkandidat Pittella.
Antonio Tajani war von Anfang an der Favorit für den Vorsitz des EU-Parlaments: Er war der Kandidat der größten Fraktion im EU-Parlament, der EVP. Noch einmal gestiegen waren seine Chancen, als kurz vor Beginn der Abstimmung ein Kuhhandel bekannt wurde, dass die liberale Fraktion um den belgischen Altpremier Guy Verhofstadt ein Bündnis mit der EVP eingegangen war.
Verhofstadt hatte auf seine Kandidatur für den Vorsitz verzichtet und seine Unterstützung für Tajani erklärt. Im Gegenzug sollten die Liberalen eine Form von Mitspracherecht bekommen, auch in Form von Ämtern im EU-Parlament. Verhofstadt musste sich daraufhin erneut politische Ränkespiele unterstellen lassen.
All das sorgte im Übrigen auch nicht dafür, dass Tajani seinen Kritikern sympathischer wurde. Der Italiener gilt als streng konservativ und war darüber hinaus ein enger Vertrauter des früheren italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi.
Außerdem wird Tajani vorgeworfen, in seiner Zeit als EU-Verkehrs- bzw. Industrie-Kommissar zwischen 2008 und 2014 zu wenig im VW-Abgasskandal unternommen zu haben.
rop - Bild: Frederick Florin (afp)