Das Sturmtief "Egon" hat in vielen Teilen Europas den Verkehr heftig durcheinander gewirbelt. Autos rutschten auf den Straßen, Schulbusse blieben im Schnee stecken, Dächer wurden abgedeckt, und Tausende Menschen hatten keinen Strom. In Deutschland gab es zahlreiche Unfälle mit Dutzenden Verletzten. Ein Autofahrer starb auf der A7 in Schleswig-Holstein. Ursache für den Unfall war vermutlich Glätte, wie eine Polizeisprecherin am Freitag sagte. Wetterdienst und Bahn geben noch keine Entwarnung.
Im Norden Baden-Württembergs schnitt "Egon" mehrere Tausend Haushalte von der Stromversorgung ab, weil herabfallende Äste oder umgewehte Bäume Leitungen gekappt hatten. Auch im Raum Oberfranken waren zwischenzeitlich rund 6600 Haushalte ohne Strom.
Das Sturmtief wehte in mehreren Teilen Deutschlands Bäume auf Bahnstrecken und löste damit vor allem am Freitag Zugausfälle und Verspätungen aus. "Wir können noch nicht komplett Entwarnung geben für die Fahrgäste, weil die Schneefront noch unterwegs ist", sagte ein Bahnsprecher am Mittag. Verglichen mit dem Flug- und Autoverkehr sei die Bahn aber ziemlich stabil unterwegs. Die Höchstgeschwindigkeit der ICE-Züge blieb nach Bahnangaben vorerst auf 200 Kilometer pro Stunde gedrosselt. Sonst sind es 230 bis 300.
Am Frankfurter Flughafen wurden 125 Flüge wegen des starken Sturmes annulliert. In Leipzig/Halle und Dresden wurden einzelne Flüge gestrichen.
In Großbritannien warnten die Behörden vor Überschwemmungen an der Ostküste des Landes. Mehrere Orte an der britischen Nordsee wurden evakuiert, darunter Jaywick mit über 4500 Einwohnern. In Schottland blieben mehrere Schulen und Kindergärten geschlossen, es gab viele Verkehrsunfälle.
Am Freitagmittag waren nach Angaben des Netzbetreibers Enedis noch 170.000 Haushalte in Frankreich ohne Strom. Besonders viele Menschen waren in der Normandie und der Picardie betroffen. 180 Fahrgäste eines aus Brüssel kommenden Zuges kamen wegen Stromausfalls mit rund zwölf Stunden Verspätung in Paris an.
In der Region Basel in der Schweiz fielen Züge aus und am Bodensee Fähren zwischen Romanshorn und Friedrichshafen. Auf dem 2500 Meter hohen Berg Säntis rund 50 Kilometer westlich von Zürich erreichte der Wind mit 154 Kilometern in der Stunde Orkanstärke.
In Tschechien führten Schneeverwehungen und starker Wind zu gefährlichen Straßenverhältnissen. Wegen beschädigter Freileitungen kam es in den Verwaltungsregionen Karlsbad (Karlovy Vary) und Pilsen (Plzen) zu Stromausfällen. Rund 40 Kilometer westlich von Prag kam ein Bus mit 24 Kindern und vier Begleitern von der Straße ab. Die Feuerwehr musste alle Insassen durch ein Fenster herausholen.
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