Erstmals seit 43 Jahren verhandeln am Donnerstag in Genf Vertreter der Volksgruppen auf Zypern sowie der Garantiemächte Türkei, Griechenland und Großbritannien über eine Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel. UN-Vermittler Espen Barth Eide sprach von einem historisches Ereignis. Er setzt darauf, dass in den kommenden Tagen eine dauerhafte Lösung mit zwei Bundesstaaten in einem föderalen System zustande kommt.
Zunächst reisen die Außenminister an. Im Falle eines Durchbruchs würden auch der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan, der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und die britische Premierministerin Theresa May nach Genf reisen.
Zypern ist seit einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Die Inselrepublik ist seit 2004 EU-Mitglied. Das EU-Recht gilt aber nur im griechisch-zyprischen Süden. Der türkisch-zyprische Norden wird nur von Ankara anerkannt.
UN-Generalsekretär António Guterres wird die Konferenz eröffnen. Davor wollen griechische und türkische Zyprer noch Landkarten mit ihren Vorschlägen zur Grenzziehung austauschen - eines der erbittertsten Streitthemen bei den jahrelangen Versuchen der Annäherung. "Eine emotional sehr geladene Angelegenheit", sagte Eide. Dabei geht es darum, welche Ländereien vertriebene griechische Zyprer zurückbekommen.
Umstritten waren bislang unter anderem auch eine mögliche rotierende Präsidentschaft und die Frage, ob die Türkei als Sicherheitsgarantie weiter Soldaten auf der Insel stationieren darf.
Eide äußerte sich sehr optimistisch über die Erfolgsaussichten: "Wir haben sehr produktive Verhandlungsrunden gehabt." Die Vorgespräche unter Leitung von Nikos Anastasiades für die griechischen und Mustafa Akinci für die türkischen Zyprer hätten zu den meisten schwierigen Fragen Antworten gefunden. Einzelheiten nannte er nicht. "Das Prinzip bleibt: nichts gilt als vereinbart, bis alles vereinbart ist", sagte Eide.
Sollte es ein Abkommen geben, müssten die Zyprer in beiden Inselteilen die Vereinbarung in einem Referendum absegnen.
dpa/sh - Bild: Philippe Desmazes/AFP