"Als Vorwurf gegenüber PolitikerInnen ist das Wort in einer Weise undifferenziert und diffamierend, dass ein solcher Sprachgebrauch das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft abwürgt", sagte die Sprecherin der "Unwort"-Jury, die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich.
Der Wortbestandteil "Volk" - ebenso wie die in der Flüchtlingsdebatte genannten Begriffe "völkisch" oder "Umvolkung" - steht laut Jury "dabei ähnlich wie im Nationalsozialismus nicht für das Staatsvolk als Ganzes, sondern für eine ethnische Kategorie, die Teile der Bevölkerung ausschließt".
Der Begriff sei aus 594 Vorschlägen ausgewählt worden, von denen sich ein Großteil gegen den diffamierenden Sprachgebrauch beim Thema Migration und Flüchtlinge gerichtet hätte.
Die Aktion gibt es seit 1991. Sie soll das Bewusstsein und die Sensibilität für Sprache fördern. Die Jury nimmt bei ihren Entscheidungen "sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen im öffentlichen Sprachgebrauch" in den Blick, "um damit zu alltäglicher sprachkritischer Reflexion aufzufordern".
Neben dem "Unwort des Jahres" gibt es auch das "Wort des Jahres". Dieser Begriff wird unabhängig von der "Unwort"-Jury von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden gewählt. Für 2016 entschied sie sich für den Begriff "postfaktisch".
dpa/mh/km