Bei den Ermittlungen nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt sind die Fahnder möglicherweise einen bedeutenden Schritt weitergekommen. Die Bundesanwaltschaft will am Mittwoch Informationen zu zwei Kontaktmännern des mutmaßlichen Attentäters Anis Amri liefern, die ins Visier der Ermittler geraten sind. Die Behörde hatte am Dienstag in einem Berliner Flüchtlingsheim die Unterkunft eines 26-jährigen Tunesiers durchsuchen lassen. Es bestehe der Verdacht, dass er "von den Anschlagsplänen wusste und möglicherweise Anis Amri geholfen hat", hieß es aus Karlsruhe.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler hat der 26-jährige Kontaktmann seinen Landsmann Amri spätestens seit Ende 2015 gekannt und "noch in zeitlicher Nähe zum Anschlag mit ihm in Kontakt" gestanden. Nach Informationen des SWR gilt der Mann als Beschuldigter. Die Bundespolizei-Spezialeinheit GSG9 soll demnach die Unterkunft durchsucht haben. Einen Haftbefehl hätten die Ermittler allerdings zunächst nicht beantragt. Der Mann sei aber vorläufig festgenommen worden, da wegen eines anderen Verfahrens gegen ihn ermittelt werde, berichtet der SWR.
Laut Bundesanwaltschaft wurde auch eine Wohnung in Berlin durchsucht. Dort soll sich ein früherer Mitbewohner Amris aufgehalten haben. "Nach den bisherigen Erkenntnissen hatte der Zeuge möglicherweise ebenfalls in zeitlicher Nähe zum Anschlag Kontakt zu Anis Amri", erklärte die Behörde. Die Durchsuchung diene dazu, weitere Erkenntnisse über das Verhalten Amris vor und nach der Tat zu gewinnen. Zu Festnahmen oder Befragungen wurde nichts mitgeteilt.
Amris Waffe in Italien wurde auch in Berlin benutzt
Die Waffe, mit der der mutmaßliche Attentäter Anis Amri auf Polizisten bei Mailand geschossen hat, ist dieselbe, mit der ein Lkw-Fahrer beim Anschlag in Berlin getötet wurde. Das habe eine ballistische Untersuchung ergeben, teilte die italienische Polizei am Mittwoch auf Twitter mit. Für den Abgleich hatte Deutschland einen Projektil-Abguss nach Italien geschickt.
Bei dem Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin wurde der polnische Lkw-Fahrer erschossen. Amri wurde wenige Tage danach von Polizisten in Sesto San Giovanni bei Mailand bei einer Routinekontrolle getötet. Zuvor hatte er auf die Beamten geschossen. Bei dem Anschlag am 19. Dezember in Berlin kamen insgesamt zwölf Menschen ums Leben.
dpa/mh - Illustrationsbild: Tobias Schwarz/AFP