Trotz schärferer UN-Sanktionen will Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in naher Zukunft eine atomar bestückbare Interkontinentalrakete testen lassen. "Wir befinden uns in der Endphase der Vorbereitung zum Teststart einer Interkontinentalrakete", sagte Kim in seiner Neujahrsansprache am Sonntag. Wann genau der Versuch erfolgen soll, blieb unklar. Die Rede wurde nach Berichten südkoreanischer Sender im Staatsfernsehen übertragen.
Kim hatte sich bereits im März des vergangenen Jahres damit gebrüstet, dass sein Land über die Technologie für den Wiedereintritt einer abgefeuerten Langstreckenrakete in die Erdatmosphäre verfüge. Militärs in Südkorea und den USA bezweifelten jedoch, dass Nordkorea die Wiedereintritts-Technologie bereits beherrsche.
Nordkorea sei zu einer "Nuklear- und Militärmacht" aufgestiegen, sagte Kim in seiner Neujahrsrede unter Verweis auf die beiden weltweit verurteilten Atomtests des Landes im vergangenen Jahr. Auch drohte er damit, Nordkorea werde seine militärische Schlagkraft einschließlich der Fähigkeit zum nuklearen Erstschlag ausbauen, sollten die USA und Südkorea nicht ihre gemeinsamen Militärmanöver stoppen. Das kommunistische Regime wirft den USA und Südkorea regelmäßig vor, mit ihren Übungen einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder jedoch bestreiten.
Warnungen aus Südkorea und den USA
Südkoreas Vereinigungsministerium warnte das Nachbarland davor, an der Atomwaffenentwicklung festzuhalten. Es werde nur "stärkere Sanktionen und größeren Druck" zu spüren bekommen, sagte ein Sprecher in Seoul.
Auch aus den USA kamen Warnungen. Das Verteidigungsministerium forderte das Land auf, "Akte der Provokation und Hetzrhetorik" zu vermeiden, die den internationalen Frieden gefährdeten. Im übrigen untersagten die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates dem Land, Raketen zu testen.
Der UN-Sicherheitsrat hatte Ende November 2016 die Sanktionen gegen Nordkorea wegen eines Atomtests im September - dem bisher fünften und größten des Landes - verschärft. Mit den Resolutionen will der Rat dem Regime die finanziellen Mittel entziehen, um sich Bauteile für Atomwaffen zu beschaffen.
dpa/dlf/rkr/km - Bild: Kim Won-Jin/AFP