Nach der Todesfahrt eines Lkw auf einem Berliner Weihnachtsmarkt deutet vieles auf einen Terroranschlag hin. Die Polizei sprach am Morgen nach der Tat von einem "vermutlich terroristischen Anschlag", einen Unfall schlossen die Ermittler aus.
Bei der Tat im Herzen Berlins raste am Montagabend ein Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche und tötete mindestens zwölf Menschen. Weitere 49 Menschen lagen am Morgen zum Teil schwer verletzt in Krankenhäusern.
Der festgenommene Verdächtige ist den deutschen Sicherheitsbehörden bislang nicht als Islamist aufgefallen. Das erfuhr die deutsche Presseagentur DPA aus Sicherheitskreisen. Der Verdächtige sei der Polizei allerdings wegen kleinerer Delikte bekannt gewesen. Um welche Vergehen es sich handelt, blieb zunächst offen.
Nach Medienberichten handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen 23-jährigen Pakistaner, der als Flüchtling nach Deutschland eingereist sein soll.
Aus Sicherheitskreisen verlautete am Mittag weiter, der festgenommene Terror-Verdächtige leugne die Tat. Bei seiner Vernehmung in Karlsruhe hat er bisher offenbar abgestritten, etwas mit der Todesfahrt auf den Berliner Weihnachtsmarkt zu tun zu haben.
Hangar am Flughafen Tempelhof durchsucht
Der für den Staatsschutz zuständige Generalbundesanwalt in Karlsruhe übernahm die Ermittlungen. Die Zeitung Die Welt berichtet, ein Spezialeinsatzkommando der Polizei habe am frühen Morgen einen Hangar am stillgelegten Flughafen Tempelhof gestürmt. Dort sind Flüchtlinge untergebracht.
Der dunkle Lastwagen mit polnischem Kennzeichen fuhr laut Polizei gegen 20 Uhr auf einer Strecke von 50 bis 80 Metern über den Markt und zerstörte dabei mehrere Buden. Ein weiterer Mann, der auf dem Beifahrersitz saß, starb laut Polizei vor Ort. Es handelt sich um einen Polen. Er ist offenbar erschossen worden, wie die ARD aus Sicherheitskreisen erfuhr.
Der Lastwagen gehörte einer polnischen Spedition, wie deren Eigentümer Ariel Zurawski dem polnischen Sender TVN 24 sagte. Der Fahrer, sein Cousin, sei seit etwa 16 Uhr am Montag nicht mehr zu erreichen gewesen. Für ihn könne er die Hand ins Feuer legen, dass er kein Attentäter sei. "Ihm muss etwas angetan worden sein", mutmaßte er.
Der Lastwagen hatte Stahlkonstruktionen aus Italien nach Berlin transportiert, berichtete Zurawski. Wegen einer Verzögerung habe der Fahrer bis zum Dienstag warten müssen und den Lastwagen in Berlin geparkt. Die Berliner Polizei teilte dagegen mit, es bestehe der Verdacht, dass der Sattelschlepper in Polen von einer Baustelle gestohlen worden sei.
Die Berliner Polizei richtete ein Internetportal ein, über das Augenzeugen Fotos und Videos hochladen sollen. Der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt hat auch in Belgien Bestürzung ausgelöst. Die Abgeordneten der Kammer in Brüssel haben ihre Sitzung mit einer Schweigeminute für die Opfer begonnen.
dpa/est/sh - Foto: Tobias Schwarz / AFP