Die französischen Konservativen schicken Ex-Premierminister François Fillon ins Rennen für einen Machtwechsel im Élyséepalast. Der 62-Jährige setzte sich bei der Stichwahl um die Präsidentschaftskandidatur des bürgerlichen Lagers am Sonntag klar gegen seinen Konkurrenten Alain Juppé (71) durch. Dieser räumte seine Niederlage ein und sicherte Fillon seine Unterstützung für den bevorstehenden Wahlkampf zu.
Nach Auszählung von vier Fünfteln der Wahllokale lag Fillon mit mehr als 67 Prozent der Stimmen klar vorn. Die Vorwahl des bürgerlichen Lagers galt als wichtige Weichenstellung für die Präsidentschaftswahl im kommenden Frühjahr: Umfragen lassen derzeit ein Duell zwischen dem konservativen Bewerber und der Rechtspopulistin Marine Le Pen erwarten. Der politisch angeschlagene sozialistische Amtsinhaber François Hollande hat noch nicht erklärt, ob er wieder antritt.
Fillon gilt als Wirtschaftsliberaler und will dem Land einen Sparkurs verordnen. Er will eine halbe Million Jobs im öffentlichen Dienst streichen und seine Landsleute länger arbeiten lassen. Frankreich sei im Zustand einer Fast-Pleite, warnte er im Vorwahlkampf.
Der frühere Regierungschef des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy (2007 bis 2012) galt im Rennen der bürgerlichen Rechten lange als Außenseiter. Er setzte sich dann aber bereits in der ersten Runde der Vorwahl mit gut 44 Prozent der Stimmen deutlich durch. Fillon gilt als russlandfreundlich und tritt dafür ein, die europäischen Wirtschaftssanktionen gegen Moskau zu beenden.
Le Pen schaltete bereits am Sonntagabend auf Attacke: Sie kritisierte Fillons Vorschläge im Sender Europe 1 als "schlimmstes Programm sozialen Kahlschlags, das jemals existiert hat".
Die Vorwahl - eine Premiere für Frankreichs Konservative - war von Überraschungen geprägt. Viele hatten mit einer Stichwahl zwischen dem konservativen Veteranen Juppé und Ex-Staatschef Sarkozy gerechnet. Doch Fillons überraschender Aufstieg bedeutete das Aus für Sarkozy im ersten Wahlgang vor einer Woche. Nun rief er zur Einheit auf: "Jetzt ist für unsere politische Familie die Zeit gekommen, sich um François Fillon zu versammeln, um den Machtwechsel zu garantieren, den Frankreich 2017 mehr denn je braucht", teilte der Ex-Präsident mit.
An der Stichwahl nahmen nach Angaben der Organisatoren mehr Menschen teil als an der ersten Runde. Damals hatten knapp 4,3 Millionen Anhänger der bürgerlichen Rechten ihre Stimmen abgegeben.
Der mit schlechten Umfragewerten kämpfende Präsident Hollande will im Dezember erklären, ob er sich um eine zweite Amtszeit bewirbt. Er ist auch im eigenen Lager in Bedrängnis, auch Premierminister Manuel Valls gilt als potenzieller Kandidat der Sozialisten.
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