Der scheidende US-Präsident Barack Obama hat Kanzlerin Angela Merkel als Eckpfeiler der internationalen Politik gewürdigt und ihre Glaubwürdigkeit betont. "Sie ist bereit, für ihre Werte zu kämpfen", sagte Obama in einem Interview von ARD und "Spiegel", das am Donnerstabend bei "Spiegel Online" und nach der "Tagesschau" veröffentlicht werden sollte.
Am Nachmittag traf der US-Präsident, der während seines Berlin-Besuchs im Luxushotel "Adlon" wohnt, im nahe gelegenen Kanzleramt ein. Merkel und Obama begrüßten sich lächelnd und mit Wangenküsschen. Bei dem auf mindestens eineinhalb Stunden angesetzten Gespräch sollte es unter anderem um die Rolle der USA unter dem künftigen republikanischen Präsidenten Donald Trump bei der Bewältigung internationaler Krisen wie in Syrien gehen.
Auch die Deutschen sollten Merkel wertschätzen, sagte Obama laut vorab verbreiteten Gesprächsauszügen. Für ihn sei Merkel eine wichtige Partnerin, machte der US-Präsident deutlich. Ähnlich hatte er sich schon bei früheren Treffen mit der Kanzlerin geäußert.
Obama zeigte sich in dem Interview besorgt über den Zustand der westlichen Industriegesellschaften. "Wenn die globale Wirtschaft nicht auf Menschen reagiert, die sich zurückgelassen fühlen, wenn die Ungleichheit weiter wächst, werden wir erleben, dass sich die Spaltungen in den Industrieländern ausweiten."
Trump, Kreml-Chef Wladimir Putin, die Ukraine-Krise, der Terrorismus: Dies sind einige der Themen, über die Merkel und Obama sprechen wollten. Nach Angaben der Bundesregierung sollten auch die Wirtschaftsbeziehungen, die Zukunft des geplanten EU-Handelsabkommens TTIP mit den USA und die Klimapolitik Thema sein.
Da es sich um einen Abschiedsbesuch handele, würden Merkel und Obama auf die gemeinsamen Anstrengungen der vergangenen Jahre zurückblicken, hieß es weiter. Obamas Visite in der deutschen Hauptstadt verlief bis zum Vormittag ohne jede Störung. Rund 2400 Polizisten sind zum Schutz des US-Präsidenten und für Absperrungen in Berlin im Einsatz.
dpa/rkr/km - Bild: John Mac Dougall/AFP