Erstmals hat Europa vier neue Satelliten für sein Navigationssystem Galileo gleichzeitig ins All geschickt. Eine Ariane-5-Rakete mit der Hightech-Fracht hob am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana in Südamerika ab.
Bislang waren deutlich kleinere Sojus-Raketen genutzt worden, die pro Start nur zwei Satelliten transportieren konnten. Die aktuelle Mission sollte bis zum Aussetzen aller Satelliten knapp vier Stunden dauern.
Galileo ist ein Milliarden-Projekt der EU-Kommission und der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Damit will Europa unabhängig vom amerikanischen Navigationssystem GPS werden. Die Positionsdaten sollen künftig etwa von Navigationsgeräten in Autos genutzt werden.
Wenn die jetzige Mission Erfolg hat, sind 18 Galileo-Satelliten im All. Bis 2020 sollen es insgesamt 30 sein - davon 24 in Betrieb und sechs als Ersatz. Für den Vierfach-Start musste extra ein neues Abtrennsystem entwickelt werden, mit dem die Satelliten im All ausgesetzt werden. Außerdem müssen Experten der Esa und der französischen Raumfahrtagentur nach der Trennung alle vier Satelliten steuern. "Es ist ein bisschen mehr als normal, das macht es etwas aufwendiger", sagte Esa-Programmdirektor Paul Verhoef.
Ursprünglich sollten erste auf Galileo basierende Angebote schon 2008 zur Verfügung stehen. Wegen Streitigkeiten unter den Partnerländern gab es aber immer wieder Verzögerungen. Auch wegen Kostensteigerungen kam das europäische Prestigeprojekt immer wieder in die Kritik. Nun soll in Kürze soweit sein. Die Ankündigung der EU-Kommission sei für Dezember geplant, sagte Verhoef.
Nach früheren Angaben aus Brüssel wurden für die europäische Satellitennavigation bis 2013 sechs Milliarden Euro ausgegeben, bis 2020 sind weitere sieben Milliarden für Fertigstellung und Betrieb im Budget angesetzt. Die nächsten Starts sind für Sommer 2017 und Anfang 2018 geplant - jeweils ebenfalls mit Ariane-5-Raketen, die vier Satelliten tragen.
dpa/rkr/km - Bild: S.Martin/AFP