US-Präsident Barack Obama hat vor seiner letzten Auslandsreise im Amt den Nato-Partnern in Europa Kontinuität in Aussicht gestellt. Er sei zuversichtlich, dass es keine Abschwächung in den Binnenbeziehungen des Militärbündnisses gebe, sagte Obama am Montag in Washington. Sein designierter Amtsnachfolger Donald Trump habe im Gespräch großes Interesse am Erhalt der strategischen Kernbeziehungen geäußert.
Obama scheidet nach acht Amtsjahren am 20. Januar aus dem Amt. Obama blieb bei seiner Linie, seinen Nachfolger auch nach einem extrem kontroversen Wahlkampf nicht hart anzugehen, sondern eine integrierende Botschaft auszusenden. Trumps vielfach kritisierte Entscheidung, den Nationalisten Stephen Bannon zum Chefstrategen im Weißen Haus zu machen, wollte Obama nicht kommentieren.
Obama legt Trump nahe, über seinen Charakter nachzudenken
Obama sagte zu seiner Begegnung mit Trump in der vergangenen Woche: "Wir hatten eine herzliche Unterhaltung. Das hat mich zu einem gewissen Grad überrascht, denn natürlich ist er jemand, der sehr gesellig ist, der die Dinge gerne aufmischt. (...) Ich glaube nicht, dass er ideologisch ist. Ich denke, letzten Endes ist er pragmatisch."
Allerdings legte Obama seinem designierten Nachfolger nahe, über dessen Charakter nachzudenken: "Es gibt bestimmte Teile seines Naturells, die ihm nicht gut tun werden, solange er sie nicht anerkennt und korrigiert", sagte er.
Obama sagte: "Dieses Amt hat eine Art, dich aufzuwecken", sagte Obama. "Die Realität hat eine Art, sich bemerkbar zu machen."
Guantánamo
Obama bedauerte, dass er das umstrittene Gefangenenlager Guantánamo nicht auflösen konnte. "Es ist richtig, dass ich nicht in der Lage war, das verdammte Ding zu schließen", sagte er. Obama stellte in Aussicht, dass in seinen verbliebenen Wochen im Amt weitere Häftlinge entlassen werden könnten. Derzeit befinden sich noch 60 Insassen in dem Lager auf Kuba, von denen 20 die Freigabe zur Entlassung oder zum Transport in ein anderes Land haben.
Zehn Häftlinge müssen sich vor Militärtribunalen verantworten oder wurden bereits verurteilt. Die übrigen Männer will die US-Regierung nicht freilassen, weil sie sie für zu gefährlich hält.
dpa/cd/est - Foto: Saul Loeb/AFP