Nach den ersten Löscharbeiten waren aber wieder Dutzende Migranten in dem Camp zu sehen. Die Räumung des Lagers mit zuletzt rund 6.500 Menschen war am Montag angelaufen und sollte eigentliche eine Woche lang dauern. Arbeiter rissen Zelte und andere Behelfsunterkünfte ein und sammelten Abfälle. Dabei setzten sie auch Planierraupen ein.
Nach ersten Bränden in der Nacht loderten die Flammen in den Mittagsstunden wieder auf und zerstörten Teile des wilden Lagers. Über dem Areal stiegen schwarze Rauchwolken auf. Die Behörden gehen von Brandstiftung aus. Vier verdächtige Flüchtlinge wurden in Polizeigewahrsam genommen.
5.000 Flüchtlinge registriert
Etwa 5.000 Flüchtlinge seien registriert und in sichere Unterkünfte gebracht worden, bilanzierte Präfektin Buccio. Das Transitzentrum in der Nähe des Lagers sollte am Abend geschlossen werden. Von dort aus gelangten Flüchtlinge mit Bussen in andere französische Regionen.
Alle Migranten seien freiwillig zum Transitzentrum gekommen, sagte Buccio dem Nachrichtensender BFMTV. "Das ist ein wichtiger Augenblick", sagte sie. "Wir haben unsere Mission erfüllt." Augenzeugen berichteten jedoch, dass kleinere Gruppen das Transitzentrum umgingen und sich in die Umgebung absetzen. Frankreich will mit Kontrollen verhindern, dass in der Region neue Flüchtlingscamps entstehen und setzt dazu die Polizei ein.
Bereits in der Nacht waren leere Hütten in Flammen aufgegangen. Gasflaschen explodierten. Dabei wurde ein Flüchtling leicht verletzt, wie der Radiosender France Inter berichtete.
Viele der Bewohne haben Anspruch auf Asyl
Nach Angaben der Behörden haben in dem Elendslager im nordfranzösischen Calais vor allem Menschen mit Asylanspruch gelebt. In den vergangenen zwei Jahren hätten mehrere tausend Bewohner des wilden Flüchtlingscamps bereits Asyl in Frankreich beantragt. Das sagte der Leiter des französischen Flüchtlingsamts, Pascal Brice, am Donnerstag dem Radiosender France Info. 70 Prozent von ihnen wurden als Flüchtling anerkannt. Es gehe also nicht um Wirtschaftsmigranten. Vor 2015 sei das noch anders gewesen.
Die Regierung in Paris hatte vor mehreren Wochen angekündigt, das Lager endgültig aufzulösen. Es war Frankreichs größter Slum. Die Flüchtlinge stammten aus Äthiopien, Eritrea, Afghanistan oder dem Sudan. Viele von ihnen wollten über den Ärmelkanal nach Großbritannien gelangen. Da die Kontrolle der Grenze ständig verschärft wird, ist dies jedoch sehr gefährlich geworden. Mehrere Migranten kamen auf dem Weg auf die Insel ums Leben.
Auf Brachland entstand von 2015 an das Lager aus Zelten und Hütten. Zuletzt kamen auch Wohncontainer hinzu. Diese wurden vom Staat eingerichtet und sollen zunächst für Kinder und Jugendliche weitergenutzt werden. Laut Präfektur sind bereits mehr als 1.200 Minderjährige aufgenommen worden. Hilfsorganisationen hatten kritisiert, dass die Behörden das Alter junger Flüchtlinge nur unzureichend prüften.
dpa/sh - Bild: Philippe Huguen/AFP