Nach dem Stopp der Volksabstimmung gegen Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro spitzt sich die politische Krise in dem südamerikanischen Land zu. Tausende weiß gekleidete Frauen demonstrierten am Samstag in der Hauptstadt Caracas gegen die Entscheidung der Wahlbehörde. Angeführt wurde der Protestmarsch auf der wichtigsten Autobahn von Lilian Tintori, der Ehefrau des inhaftierten Oppositionsführers Leopoldo López.
"Venezuela erlebt einen Staatsstreich", sagte Oppositionsführer Henrique Capriles. Am Donnerstag hatte die nationale Wahlbehörde (CNE) die für kommende Woche geplante Unterschriftensammlung für ein Abwahlreferendum abgesagt. Die CNE begründete ihren Beschluss mit Unregelmäßigkeiten bei der ersten Unterschriftensammlung im April.
Vom 26. bis 28. Oktober hätten die Unterschriften von 20 Prozent der Wahlberechtigten gesammelt werden müssen, die ein Referendum fordern - das entspricht fast vier Millionen. Angesichts der großen Unzufriedenheit mit Maduros Regierungsführung galt es als wahrscheinlich, dass diese Marke überschritten wird. Die Opposition wirft den regierenden Sozialisten vor, den Prozess absichtlich zu verzögern.
"Die Regierung hat ihr wahres Gesicht gezeigt. Jetzt müssen die Venezolaner für ihr Wahlrecht kämpfen", sagte der Chef des Oppositionsbündnisses MUD, Jesús Torrealba. Am Mittwoch soll eine neue Kundgebung der Opposition die Forderung nach einem Abstimmungsreferendum unterstützen.
Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) kritisierte die Blockade des Referendumsprozesses scharf. "Nur Diktaturen entziehen den Bürgern ihre Rechte, erkennen das Parlament nicht an und halten politische Häftlinge fest", sagte OAS-Generalsekretär Luis Almagro am Freitag.
Venezuela leidet unter einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Wegen des niedrigen Ölpreises und jahrelanger Misswirtschaft fehlt es im Land an Lebensmitteln, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs.
Präsident Maduro besucht unterdessen andere Öl produzierende Länder, um eine Allianz für höhere Ölpreise zu schmieden. Dafür fand er bei einem Treffen mit dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani Unterstützung. "Iran wird jede Initiative, die zu gerechten Fördermengen und fairen Ölpreisen führe würde, unterstützen", sagte Ruhani.
dpa/cd- Bild: Federico Parra/AFP