Die Schutzhülle für das 1986 explodierte Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine soll nach jahrelanger Montage noch 2016 fertig sein. Der neue Mantel werde voraussichtlich Ende November internationalen Gästen präsentiert, sagte der ukrainische Umweltminister Ostap Semerak in Kiew. Mit dem Stahlbogen werde die Sicherheit um das abgeschaltete AKW "auf ein neues Niveau gebracht".
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) bestätigte die Pläne. "Der Termin ist aber nur bei gutem Wetter zu halten", sagte EBRD-Sprecher Anton Ussow der Deutschen Presse-Agentur. Meteorologen im zweitgrößten Flächenstaat Europas erwarten in den nächsten Wochen Nachtfrost und erste Schneefälle.
Die neue Schutzhülle soll einen Betonsarkophag ergänzen, der nach der Kernschmelze vor mehr als 30 Jahren eilig errichtet wurde und brüchig ist. Der Mantel soll in einem spektakulären Manöver über 250 Meter transportiert werden und einen Strahlenaustritt aus dem havarierten Meiler verhindern. In der Anlage befinden sich noch 200 Tonnen Uran.
Demnach wird über den explodierten Block das größte bewegliche Bauwerk der Welt geschoben: ein Stahlbogen von 108 Meter Höhe, 162 Meter Länge, 257 Meter Breite und einem Gewicht von mehr als 30 000 Tonnen. Ein internationales Konsortium baut die Hülle seit 2010 nahe der "Todeszone". Der neue Mantel soll 2,2 Milliarden Euro kosten.
Mehr als 40 Staaten ermöglichten das Mammutprojekt. Allein hätte die finanziell klamme Ex-Sowjetrepublik Ukraine den Bau nicht stemmen können. Auch nach der offiziellen Inbetriebnahme 2017 wird der Unterhalt der Konstruktion nicht ohne internationale Hilfe auskommen, um etwa 100 Jahre lang vor tödlicher Strahlung zu schützen. In Deutschland hatte die Bundesregierung nach der Kernschmelze im japanischen Fukushima 2011 den Atomausstieg beschlossen.
Auf der Internetseite der ukrainischen Staatsagentur zur Verwaltung der Evakuierungszone um das ehemalige Kraftwerk zeigt ein Countdown: Sieben Wochen verbleiben bis zum Abschluss der neuen Schutzhülle. "Beim Bogen verläuft alles nach Plan", sagte Umweltminister Semerak.
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