Die offizielle Zahl der Toten stieg demnach auf mindestens 473, zudem gibt es 339 Verletzte. Rund 175.500 Menschen fanden Schutz in Notunterkünften. Retter beklagten, die Hilfe laufe nur langsam an.
Unterdessen wappnen sich die Bewohner der Bermuda-Inseln im Atlantik gegen Hurrikan "Nicole", der am Mittwoch nach Angaben des Hurrikan-Zentrums in Miami Windstärken von bis zu 155 Kilometern pro Stunde erreichte. Das Auge des Sturms sollte sich in der Nacht zum Donnerstag der Inselgruppe östlich der US-Küste nähern.
Experten warnten vor Überschwemmungen und Sturzfluten. In den USA wurde wegen des neuen Wirbelsturms ein Versorgungsflug des privaten Raumfrachters "Cygnus" zur Internationalen Raumstation ISS verschoben. Der eigentlich für Donnerstag geplante Start werde nun frühestens am Sonntag erfolgen, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa in der Nacht zum Mittwoch mit. "Cygnus" hätte nach seinem Start im US-Bundesstaat Virginia über die Bermuda-Inseln fliegen sollen, zudem gibt es dort eine Überwachungsstation für den Frachter.
Hilfsgüter jetzt erst vor Ort
Die Lage in Haiti ist nach Angaben von Helfern weiter sehr kritisch. "Es ist leider alles sehr schleppend angelaufen am Anfang", kritisierte der Koordinator der Hilfsorganisation Humedica, Oleg Lepschin, im Sender SWRinfo. Mehr als eine Woche nach dem Wirbelsturm der Kategorie 4 komme die Hilfe nun erst an. In dieser Woche würden Lieferungen der Vereinten Nationen in der Hauptstadt Port-au-Prince erwartet.
Allerdings sei es schwierig, die Hilfsgüter zu verteilen. "Es ist auf jeden Fall eine riesige logistische Herausforderung und auch eine Herausforderung der Koordination", sagte Lepschin. Das Verteilungsproblem betreffe auch die Cholera-Impfdosen, die die UN bereits nach Haiti geschickt hätten.
Vor einer Woche hatte "Matthew" Haiti mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometern pro Stunde getroffen. Zahlreiche Häuser wurden zerstört, Straßen und Felder überschwemmt. Hilfsorganisationen und Behörden brachten Lebensmittel, Wasser, Hygieneartikel und Medikamente in den besonders stark betroffenen Südwesten des Landes. Anschließend zog der Sturm an der Südostküste der USA entlang. Dort gab es 27 Tote.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schickte eine Million Impfdosen gegen Cholera in das Katastrophengebiet. Allerdings müssten noch weitere Schritte gegen die Ausbreitung der Seuche unternommen werden, teilte die WHO mit. Die Durchfallerkrankung Cholera wird vor allem durch verschmutztes Trinkwasser ausgelöst.
dpa/mh/km - Bild: Rodrigo Arangua/AFP