In einem hitzig geführten TV-Duell im Kampf um das Weiße Haus haben sich Hillary Clinton und Donald Trump gegenseitig mit herben Vorwürfen überzogen. Der Republikaner Trump, zuletzt wegen sexistischer Äußerungen aus dem Jahr 2005 in die Defensive geraten, forderte sogar eine Haftstrafe für seine Gegnerin wegen ihres Umgangs mit ihren dienstlichen E-Mails als US-Außenministerin.
Die Demokratin Clinton bezichtigte Trump ihrerseits mehrmals, falsche Angaben zu machen. "Was Sie von Donald hören, ist wieder nicht wahr. Er lebt in einer parallelen Realität", sagte Clinton.
Laut einer Blitzumfrage des Senders CNN gewann die Demokratin die Debatte mit 57 Prozent. Der Republikaner kam auf 34 Prozent. Clinton schnitt damit fünf Prozentpunkte schlechter ab als in der ersten Debatte.
"Umkleidekabinen-Gespräche"
In dem Skandal um das Ende vergangener Woche aufgetauchte Video mit sexistischen Äußerungen zeigte sich Trump reuig. "Ich schäme mich", sagte er über die frauenfeindlichen Bemerkungen. Er achte Frauen. "Niemand respektiert Frauen mehr als ich", sagte Trump. Seine Äußerungen bezeichnete er als "Umkleidekabinen-Gespräche". Trump hatte in dem Video unter anderem erklärt, als "Star" könne er sich Frauen gegenüber alles erlauben, auch den Griff an ihre Geschlechtsteile.
Clinton erklärte, die Äußerungen seien bezeichnend für Trumps Persönlichkeit. "Jedem, der (das Video) gehört hat, ist klar, dass das genau ausmacht, wer er ist", sagte die 68-Jährige. Trump habe Frauen beleidigt. Er habe zudem Migranten, Afroamerikaner, Latinos, Behinderte, Muslime und andere verbal ins Visier genommen.
Trump redete sich zu Anfang der 90-minütigen Debatte mehrmals in Rage, musste von den Moderatoren unterbrochen werden, weil er die vereinbarte Redezeit überzogen hatte. Der Immobilienmilliardär fühlte sich daraufhin schlecht behandelt. "Es ist drei gegen einen", sagte Trump, als die Moderatoren Anderson Cooper und Martha Raddatz baten, beim Thema zu bleiben.
Clinton gab ihrerseits Versäumnisse beim Umgang mit ihren E-Mails in ihrer Zeit als Außenministerin zu. "Es war ein Fehler", sagte sie zu der Praxis, dienstliche E-Mails als US-Außenministerin von einem privaten und nicht gesicherten Server zu versenden. Ihr Kontrahent Donald Trump hatte zuvor bei der zweiten Fernsehdebatte der beiden Präsidentschaftskandidaten herbe Vorwürfe gegen Clinton vorgebracht. Die ehemalige Ministerin und First Lady müsse inhaftiert werden.
Am Ende drohte er ihr damit, eine neue Untersuchung einzuleiten, sollte er die Wahl gewinnen. "Ich werde den Generalstaatsanwalt bitten, einen Sonderermittler damit zu beauftragen, diese Sache anzuschauen, weil es nie zuvor so viele Lügen gab, so viel Betrug", erklärte Trump. Das FBI hatte seine Ermittlungen zu der Affäre mit der Bewertung "grob fahrlässig" abgeschlossen, aber keine strafbare Handlung oder Absicht gesehen.
Trump: Schlupflöcher im Steuersystem ausgenutzt
In der Debatte um die Behandlung von Muslimen in den USA forderte Clinton mehr Toleranz. "Meine Vision von Amerika ist ein Amerika, in dem jeder einen Platz hat." Trump bekräftigte dagegen, dass Muslime vor deren Einreise in die USA "extrem" überprüft werden müssten. Die Anschläge von Paris, Orlando und San Bernardino zeigten, wie groß die Gefahr durch radikale islamische Terroristen sei.
Trump gab zu, Schlupflöcher im Steuersystem der USA ausgenutzt und damit 916 Millionen Dollar gespart zu haben. Hillary Clinton habe dies als Senatorin in New York selbst ermöglicht. "Die Leute, die ihr all das Geld geben, wollen das so", sagte der Milliardär mit Blick auf Clintons reiche Parteispender.
Clinton erklärte nach der Debatte: "Ich war überrascht von der Lawine absoluter Unwahrheit." Trump äußerte sich zunächst nicht. Sein Vizekandidat Mike Pence gratulierte ihm zu seinem Auftritt. Am Samstag hatte er den Präsidentschaftskandidaten für seine sexistischen Aussagen kritisiert.
dpa/est - Bild: Robyn Beck/AFP