Nach über 50 Jahren Bürgerkrieg will Kolumbien mit einer historischen Vereinbarung die Weichen für eine friedliche Zukunft stellen. Die kolumbianische Regierung und die marxistischen Farc-Rebellen unterzeichnen am Montag einen Friedensvertrag. Im Beisein von zahlreichen Staats- und Regierungschefs sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wird in Cartagena de Indias an der kolumbianischen Karibikküste das seit 2012 mit internationaler Hilfe auf Kuba ausgehandelte Abkommen besiegelt.
Die noch rund 8.000 Kämpfer der "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) sollen demnach in 28 Zonen ihre Waffen abgeben. In dem Konflikt zwischen Militär, rechten Paramilitärs und linken Guerillagruppen wurden über 220.000 Menschen getötet, rund sechs Millionen Menschen wurden aus ihren Orten vertrieben.
Am 2. Oktober sollen die Kolumbianer über das Abkommen abstimmen. Die kleinere Rebellengruppe ELN kündigte am Sonntag an, ihre Angriffe an diesem Tag einzustellen, um den Menschen eine sichere Teilnahme zu ermöglichen.
Mehr als ein halbes Jahrhundert lang tobte der Krieg mit den Farc in Kolumbien - der Konflikt gilt als der älteste in Lateinamerika. Die Rebellen hatten 1964 zu den Waffen gegriffen, um gegen das Elend der armen Landbevölkerung zu protestieren. Fünf Jahre zuvor war der Sieg der kubanischen Revolution zum Vorbild für zahlreiche linke Guerillagruppen auf dem ganzen Kontinent avanciert.
Auch die Farc wollten durch Waffengewalt gegen die Ungerechtigkeit kämpfen und einen Politikwechsel erzwingen. Später wichen die Ideale oft der Entführung von Zivilisten als Kampfpraxis, finanziert wurde der Kampf seit langem auch durch den Drogenhandel. Mit den Farc tritt nun die größte der wenigen noch verbliebenen Guerillabewegungen in Lateinamerika ab.
Die Farc-Rebellen streben nun ein politisches Projekt an. Das Abkommen sieht nun eine Sonderjustiz von maximal acht Jahren Gefängnis für verübte Verbrechen vor, außerdem eine gerechtere Landverteilung und eine Bekämpfung des Drogenanbaus. Ökonomen rechnen mit einem deutlichen Wirtschaftswachstum durch das Friedensabkommen.
Auch die linke ELN-Guerilla führte bereits erste Gespräche über die Entwaffnung ihrer rund 1.500 Kämpfer. Die Regierung fordert aber die Freilassung aller Geiseln als Bedingung für die Aufnahme von Friedensverhandlungen.
dpa/jp - Bild: Raul Arboleda/AFP