Nach den Steuerskandalen, in die Luxemburg, die Schweiz und Panama verwickelt waren, hat ein internationales Journalistenkonsortium- darunter Kollegen von De Tijd und Le Soir - jetzt einen weiteren Zufluchtsort für Steuerhinterzieher aufgedeckt. Dank eines Datenlecks drohen nun die "Bahamas Leaks". 175.000 Offshore-Unternehmen sind in den Skandal verwickelt.
Die offiziellen Dokumente bergen eine prominente Überraschung: Die Firma "Mint Holdings" wurde von 2000 bis 2009 von Neelie Kroes geleitet. In diesem Zeitraum war die niederländische Politikerin EU-Kommissarin, unter anderem für Wettbewerb zuständig.
Eigentlich hätte sie all ihre Ämter öffentlich machen müssen, doch der Direktorenposten auf den Bahamas tauchte nirgends auf. Kroes Anwalt erklärte jetzt, es handle sich um einen "administrativen Fehler". Seine Mandantin sei jahrelang versehentlich als Direktorin geführt worden. Sie habe aber nie an Aktivitäten von Mint Holdings teilgenommen.
In den neuen Offshore-Dokumenten tauchen auch 92 Belgier oder Ausländer mit Meldeadresse in Belgien, darunter ein Künstler und Galerist aus Brüssel. Die belgisch-französische Problembank Dexia ist ebenfalls auf den Bahamas aktiv gewesen, und zwar über ihre umstrittene Filiale Experta.
Alain Kniebs - Bild: Olivier Hoslet (epa)