Nach Unruhen in der Südkaukasusrepublik Armenien hat Regierungschef Owik Abramjan seinen Rücktritt erklärt. Um die Probleme der Ex-Sowjetrepublik zu lösen, sei ein Neuanfang nötig, sagte Abramjan am Donnerstag in Eriwan. Als möglicher Nachfolger gilt Berichten zufolge der Ex-Bürgermeister der Hauptstadt, Karen Karapetjan, dem gute Beziehungen nach Russland nachgesagt werden.
Ende Juli hatten Bewaffnete tagelang ein Polizeirevier in Eriwan besetzt und Geiseln genommen, um einen inhaftierten Oppositionellen freizupressen. Dabei waren mehrere Menschen getötet worden. Die Aktion war von Demonstrationen begleitet worden.
Abramjan betonte, sein Land müsse viele wirtschaftliche und soziale Probleme bewältigen und benötige dafür frische Kräfte. Die armenische Gesellschaft sei bei wichtigen politischen Themen tief gespalten. "Daher ist es uns nicht möglich, für wichtige Probleme - von Chancengleichheit bis zum Kampf gegen Korruption - eine rasche Lösung zu finden", sagte er örtlichen Medien zufolge.
Der 58-jährige Abramjan war seit April 2014 Ministerpräsident. Er und sein Kabinett bleiben bis zur Ernennung eines neuen Regierungschefs kommissarisch im Amt. Abramjan ist der Vizevorsitzende der Republikanischen Partei, die von Staatspräsident Sersch Sargsjan geführt wird. Für die Parlamentswahl 2017 soll er das Wahlkampfteam der Partei leiten. Mit der Wahl geht das Land vom präsidentiellen zum parlamentarischen System über.
Armenien ist Mitglied der von Moskau dominierten Eurasischen Wirtschaftsunion. Das Land mit rund drei Millionen Einwohnern ist vor allem von russischen Energielieferungen abhängig. Russland ist überdies Armeniens militärische Schutzmacht. Die Kaukasusrepublik liegt mit dem Nachbarn Aserbaidschan im Streit um die Konfliktregion Berg-Karabach, die überwiegend von Armeniern bewohnt wird. Das Gebiet gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan.
dpa/mh