Nach der umstrittenen Wiederwahl von Gabuns Präsident Ali Bongo Ondimba ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen. Bei einem Angriff der Streitkräfte auf die Parteizentrale der Opposition wurden in der Nacht zum Donnerstag mindestens zwei Menschen getötet und mehrere weitere verletzt, wie Oppositionsführer Jean Ping sagte. Ein Hubschrauber habe das Gebäude bombardiert, am Boden griffen Präsidentengarde und Polizei an, sagte Ping dem französischen Auslandsradiosender RFI. Zuvor hatten Sicherheitskräfte in der Hauptstadt demnach Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt, um Proteste der Opposition im Keim zu ersticken.
Die frühere Kolonialmacht Frankreich forderte ein rasches Ende der Gewalt in dem westafrikanischen Staat. "Die Konfrontation muss so schnell wie möglich enden, und die Sicherheit von Menschen muss gewährleistet sein", erklärte Außenminister Jean-Marc Ayrault am Donnerstag in Paris. Auch die USA zeigten sich besorgt. "Wir fordern alle Sicherheitskräfte auf, sowohl zurückhaltend als auch mit Respekt für die Menschenrechte der Bürger von Gabun zu handeln", erklärte das Außenministerium in Washington.
Verärgerte Anhänger der Opposition waren am Mittwochabend in den Hof des Parlaments eingedrungen und hatten dort Feuer gelegt, wie RFI weiter berichtete. Auch das Wohnhaus des stellvertretenden Ministerpräsidenten Paul Biyoghe-Mba sei angezündet worden. Zudem wurden Geschäfte verwüstet.
Die Unruhen begannen kurz nach der Verkündung des hauchdünnen Wahlsiegs des 57-jährigen Bongo am Mittwoch. Nach offiziellen Angaben gewann Bongo die Präsidentschaftswahl mit einem Vorsprung von nur einigen Tausend Stimmen. Damit wird sich die bislang 49 Jahre lange Herrschaft seiner Familie über das ölreiche westafrikanische Land ins sechste Jahrzehnt hinein verlängern.
Bongo erklärte nach dem Wahlsieg, er wolle die "politische Vielfalt des Landes respektieren." Die Opposition hingegen sprach angesichts der um einen Tag verzögerten Bekanntgabe der Ergebnisse von Wahlbetrug. Bongo gewann laut Wahlkommission 49,8 Prozent der Stimmen, der Oppositionskandidat Jean Ping kam auf 48,2 Prozent. Die EU-Wahlbeobachter und das US-Außenministerium forderten eine Bekanntgabe der Ergebnisse aller Wahllokale, um Transparenz und Vertrauen in das Ergebnis herzustellen.
Die Wahlbeteiligung hatte bei der Abstimmung vom Samstag der Wahlkommission zufolge bei rund 60 Prozent gelegen. Stimmberechtigt waren rund 630.000 der knapp zwei Millionen Einwohner.
Bongos Wahlsieg sichert dem 57-Jährigen eine zweite siebenjährige Amtszeit. Er übernahm das Amt 2009 von seinem Vater Omar Bongo, der die ehemalige französische Kolonie von 1967 bis zu seinem Tod 2009 regiert hatte. Sein Herausforderer Ping (73) ist ein früherer Weggefährte von Omar Bongo. Er diente als Diplomat, Präsident der UN-Vollversammlung und Chef der Afrikanischen Union.
dpa/est - Bild: Marco Longari/AFP