Nach fast vier Jahren Verhandlungen haben sich die kolumbianische Regierung und die linke Guerillaorganisation Farc auf einen Friedensvertrag geeinigt. Das teilten die Garantiemächte Kuba und Norwegen am Mittwoch in der kubanischen Hauptstadt Havanna mit. Das Abkommen soll im September unterzeichnet werden.
"Die Delegationen der Regierung und der Farc haben sich auf ein endgültiges Abkommen geeinigt über alle Punkte der Agenda zur Beilegung des Konflikts und für einen dauerhaften Frieden in Kolumbien", hieß es in der gemeinsamen Erklärung.
220.000 Tote seit den 1960er Jahren
Damit geht der älteste Konflikt Lateinamerikas zu Ende. In den Auseinandersetzungen zwischen staatlichen Sicherheitskräften, linken Rebellen und rechten Paramilitärs kamen seit den 1960er Jahren über 220.000 Menschen ums Leben.
Anfang Oktober müssen die Kolumbianer das Paket dann in einer Volksabstimmung billigen. In den jüngsten Umfragen lagen Befürworter und Gegner des Friedensabkommens mit jeweils rund 31 Prozent gleichauf. Die Gegner des Vertrags kritisieren vor allem, dass die Guerillakämpfer mit relativ milden Strafen davonkommen dürften.
In den Verhandlungen einigten sich die Unterhändler der Regierung und der Farc bereits auf eine Landreform, auf die künftige politische Teilhabe der Rebellen, auf neue Ansätze im Kampf gegen den Drogenhandel und eine Entschädigung der Opfer.
Außerdem vereinbarten beide Seiten ein eigenes Justizwesen zur Aufarbeitung der Verbrechen des Konflikts. Für politische Straftaten wird eine weitreichende Amnestie gewährt. Wer seine Beteiligung an schweren Verbrechen einräumt, muss mit einer Freiheitsstrafe von höchstens acht Jahren rechnen.
Mogherini: Friedensabkommen historische Chance
Die Europäische Union stellte Kolumbien für die Zeit nach dem Konflikt wirtschaftliche Unterstützung in Aussicht. Insgesamt stünden mehr als 400 Millionen Euro zur Verfügung, sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zuletzt bei einem Besuch in Bogotá.
Die EU-Außenbeauftragte Mogherini hat die Einigung auf einen Friedensvertrag in Kolumbien begeistert begrüßt. Dies sei ein Grund zum Feiern und eine historische Chance auf Frieden in dem Land, sagte Mogherini.
Ende Juni einigten sich die Konfliktparteien bereits auf einen Waffenstillstand. Seitdem sind die bewaffneten Auseinandersetzungen auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Kämpfe zwischen Militär und Rebellen 1964 gesunken.
dpa/jp - Bild: Guillermo Legaria/AFP