Papst Benedikt XVI. hat dazu aufgerufen, für Frieden, Versöhnung und Stabilität im unruhigen Nahen Osten zu beten und zu arbeiten. Am zweiten Tag seines Zypern-Besuchs sagte Benedikt am Samstag in Nikosia, die anhaltenden Konflikte im Heiligen Land müssten allen Christen Sorgen bereiten. «Niemand kann übersehen, dass es notwendig ist, die Christen in der von Problemen geplagten Region zu unterstützten», sagte der Papst. Die schwierige Lage der weiter schrumpfenden christlichen Gemeinden im Nahen Osten wird Thema einer Sondersynode im Herbst im Vatikan sein.
Beim Besuch einer maronitisch-katholischen Grundschule in Nikosia wies der Papst die kleine Christengemeinde der überwiegend orthodoxen Insel auf die weiterhin hohen Hürden im Dialog der Religionen hin. «Nur durch geduldige Arbeit kann gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und die Bürde der Vergangenheit abgeworfen werden.» Christen und Andersgläubige sollten so Frieden und Harmonie aufbauen helfen.
Über den vorbereiteten Redetext hinaus nannte das Kirchenoberhaupt vier maronitisch-katholische Dörfer im türkisch-zyprischen Norden der geteilten Mittelmeerinsel und rief unter dem Beifall der Gläubigen aus: «Ich kenne eure Wünsche und eure Leiden, und deshalb bitte ich euch, meinen Segen, meine Nähe und meine Zuneigung allen in euren Dörfern zu überbringen.»
Ethische Grundlage für Politik
Eröffnet hatte Benedikt den Besuchstag mit einem Plädoyer für eine Politik der Moral und der Wahrheit. Wenn die Politik national und international von den Eigeninteressen und parteilichem Druck gereinigt werden könnte, stünde sie auf einer festeren Grundlage, sagte er bei einem Treffen mit Diplomaten und politischen Vertretern. Vor allem in Ländern in einer schwierigen politischen Lage könnten ehrliche und offene Beziehungen zwischen Personen und auch zwischen Institutionen allen dienen, so Benedikt. Die seit 1974 geteilte Insel kommt auf ihrem Weg zur Wiedervereinigung nicht entscheidend voran.
Nach Vatikanangaben gibt es eine «konkrete Möglichkeit», dass Benedikt während seines ersten Zypern-Besuchs auch noch mit politischen und religiösen Vertretern des muslimischen Nordteils der Insel zusammenkommt. Der Papst verstehe seine Reise als religiös und nicht politisch. «Er betet, spricht und denkt im Sinne der ganzen Bevölkerung der Insel», so Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Am Freitag war Benedikt zum Auftakt der Reise in Paphos von Tausenden von Gläubigen aus der Region empfangen worden.
Hanns-Jochen Kaffsack (dpa) - Bild: epa