Der junge Hongkonger Aktivist Joshua Wong ist für seine Beteiligung an den prodemokratischen Demonstrationen vor knapp zwei Jahren verurteilt worden. Ein Hongkonger Gericht legte am Montag ein Strafmaß von 80 Sozialstunden für den 19-Jährigen fest, der während der Protesten zum Gesicht der Bewegung wurde.
Bestraft wurden auch zwei seiner Mitstreiter: Nathan Law muss 120 Stunden sozialen Dienst ableisten. Alex Chow erhielt eine dreiwöchige Haftstrafe auf Bewährung. Alle drei waren im Juli wegen "illegaler Versammlungen" für schuldig befunden worden. "Ich respektiere Justiz und Rechtsstaatlichkeit, auch wenn ich mit dem Urteil nicht einverstanden bin", sagte Wong nach dem Gerichtstermin am Montag.
Regenschirm-Proteste
Die Studentenführer waren am 26. September 2014 über einen Zaun in den Vorhof des Hongkonger Regierungssitzes in Tamar geklettert. Später folgten weitere Demonstrationen, die wichtige Teile der asiatischen Wirtschaftsmetropole mehr als zwei Monate lahmlegten. Die "Regenschirm-Proteste", die weltweit für Schlagzeilen sorgten, waren die größte Herausforderung für Chinas kommunistische Führung in der früheren britischen Kronkolonie seit deren Rückgabe 1997.
Die Proteste hatten sich an Pekinger Beschlüssen entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Hongkong wird als eigenes Territorium der Volksrepublik autonom regiert.
"Immer mehr wie Peking"
Auch wenn die Urteile weit von der möglichen Höchststrafe einer fünfjährigen Haft entfernt liegen, kritisierten Menschenrechtler das Verfahren gegen Wong und seine Mitstreiter. "Mit der Verurteilung dieser Studenten verhalten sich die Behörden in Hongkong immer mehr wie ihre Kollegen in Peking", sagte Sophie Richardson von Human Rights Watch. "Friedliche Proteste sind kein Verbrechen." In Hongkong gebe es eine lange Tradition von friedlichen Demonstrationen.
Bei einer steigenden Zahl von Verurteilungen bestünde die Gefahr, dass es sich Menschen in Hongkong zweimal überlegen, ob sie für ihre Rechte auf die Straße gehen wollen. Die beiden prominenten Aktivisten Wong und Law sind Gründer der neuen politischen Partei Demosisto. Eine Gefängnisstrafe hätte die Pläne des 23-jährigen Law durchkreuzen können, bei der Wahl zum Hongkonger Parlament im September anzutreten.
dpa/rkr/km - Bild: Anthony Wallace/AFP