Eine seltene öffentliche Ansprache des japanischen Kaisers Akihito hat erneut Spekulationen über seine mögliche Abdankung ausgelöst. "Ich mache mir Sorgen, dass es schwieriger für mich sein könnte, meine Pflichten als Symbol des Staates mit meinem ganzen Dasein zu erfüllen, wie ich es bisher getan habe", sagte der 82-Jährige in einer am Montag im Fernsehen ausgestrahlten Videobotschaft an seine Untertanen. Direkt äußerte er sich nicht zu einer möglichen Abdankung - Medien spekulierten aber darüber, dass die Ansprache ein erstes Anzeichen dafür sei.
Bereits im Juli hatten japanische Medien berichtet, dass Akihito eine Abdankung erwäge. Unter Berufung auf Regierungskreise berichteten sie, der Kaiser wolle den Thron seinem ältesten Sohn, Kronprinz Naruhito (56), überlassen. Ein ranghoher Beamter des kaiserlichen Haushofamtes dementierte damals nach Angaben der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo, dass der Monarch bereit sei, abzudanken. Eine Abdankung sieht das japanische Thronfolgegesetz derzeit nicht vor - dies müsste das Parlament also erst einmal ändern. Der letzte Kaiser, der seinen Thron aufgab, war Kaiser Kokaku im Jahr 1817.
Angeschlagene Gesundheit
In der rund zehnminütigen Rede am Montag zeigte sich Akihito besorgt über die Auswirkungen, die sein gesundheitlicher Zustand auf die Bevölkerung haben könnte. "Wenn der Kaiser krank ist und sein Zustand ernst wird, dann bin ich besorgt darüber - wie wir in der Vergangenheit gesehen haben -, dass die Gesellschaft zum Stillstand kommt und die Leben der Menschen auf verschiedene Art beeinträchtigt werden." Es war erst die zweite Ansprache seiner Herrschaft, die im Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Wenn ein Kaiser älter wird, ist es aus Akihitos Sicht nicht möglich, Aufgaben und Pflichten des Monarchen ständig zu reduzieren. In der Rede sprach er unter anderem davon, wie wichtig es sei, als Kaiser das Land zu bereisen. Premierminister Shinzo Abe sagte zu Journalisten: "Wir müssen ernsthaft darüber nachdenken, was als Antwort auf die Sorgen des Kaisers getan werden kann."
Der 82-Jährige leidet seit einigen Jahren unter einer angeschlagenen Gesundheit. Bereits 2008 hatte Akihito stressbedingte Gesundheitsprobleme gehabt, unter anderem Magenbluten. Der Kaiser, der 2003 wegen Prostatakrebs operiert worden war, musste sich inzwischen auch einer Bypass-Operation unterziehen.
Repräsentatives Amt
Akihito gilt als beliebter Monarch. Seit seiner Thronbesteigung am 7. Januar 1989 setzt er sich unermüdlich für seine Untertanen ein. Er macht den Opfern von Naturkatastrophen Mut, besucht Altenheime und Einrichtungen für Behinderte und präsentiert sich auch auf internationalen Reisen als ein würdevolles Symbol seines Landes.
Für viele Japaner verbietet sich die Frage, ober der Monarch den Thron abgeben sollte. Dennoch geht aus einer Umfrage der Nachrichtenagentur Kyodo hervor, dass knapp 86 Prozent der Bevölkerung eine Abdankung des Kaisers akzeptieren würde. Zudem stimmten knapp 90 Prozent der 1008 Befragten der Aussage zu, der Monarch habe zu viele offizielle Pflichten.
Japan ist die älteste Erbmonarchie der Welt, sie reicht weit mehr als 1000 Jahre zurück. Mittlerweile hat der Tenno - der "Himmlische Herrscher" oder Kaiser - laut Verfassung aber keinerlei Regierungsbefugnisse mehr und nimmt repräsentative Aufgaben war. Er ernennt den Premierminister, verkündet Gesetzesänderungen und empfängt Staatsgäste.
Akihito, dessen Regentschaft den Namen Heisei ("Frieden schaffen") trägt, ist der erste Tenno, der sein Amt nicht mehr als Gott antrat. Sein Vater hatte nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg der Göttlichkeit des Kaisers entsagt.
dpa/est/km - Bild: Toru Yamanaka/AFP