Die Gewalttat mit zehn Toten in München war nach Angaben der Ermittler ein Amoklauf. Der 18-jährige Täter aus München habe keinen Bezug zur Terrormiliz Islamischer Staat gehabt, sagte Polizeipräsident Hubertus Andrä am Samstag. Bei Durchsuchungen im Zimmer des Schülers habe man Unterlagen zum Thema Amok gefunden. «Mit dem Thema hat sich der Täter offenbar intensiv beschäftigt», sagte Andrä. Darum geht die Münchner Staatsanwaltschaft davon aus, dass es sich bei der Tat um einen klassischen Amoklauf handelt.
Die Ermittler sehen einen möglichen Zusammenhang mit den Morden des Norwegers Anders Behring Breivik vor genau fünf Jahren. Der Täter hatte nach ersten Erkenntnissen von Ermittlern eine Erkrankung «aus dem depressiven Formenkreis». «Wir haben einige Hinweise dafür, dass eine nicht unerhebliche psychische Störung bei dem Täter vorliegen könnte», sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag.
Der junge Mann hatte am Freitagabend im Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen erschossen und dann sich selbst getötet. Danach gab es Gerüchte über mehrere Täter, was zu Panik in ganz München führte. Polizeipräsident Andrä sagte, es habe keine weiteren Täter gegeben, der 18-Jährige sei ein Einzeltäter. «Tat und Täter haben überhaupt keinen Bezug zum Thema Flüchtlinge», stellte er klar. Es gebe bisher keine Hinweise, dass sich der Täter mit dem Anschlag in einem Regionalzug am Montagabend in Würzburg beschäftigt habe, sagte er weiter. Auch ein Abschiedsbrief des Mannes sei bisher nicht gefunden worden.
Der junge Mann hatte den Angaben zufolge eine illegale Pistole mit Kaliber 9-Millimeter und mehr als 300 Schuss dabei. Die Seriennummer war ausgefräst.
Über die Nationalitäten der Opfer gab Andrä keine Auskunft. Zuvor hatte der Polizeipräsident erklärt, sie stammten alle aus München und Umgebung. Viele der Opfer waren minderjährig. Zwei 15-Jährige und drei 14-Jährige seien ums Leben gekommen, berichteten die Ermittler. Die weiteren Opfer seien 17, 19, 20 und 45 Jahre alt gewesen. Unter den neun Todesopfern seien drei Frauen gewesen.
Aus Sicherheitsgründen müssten in München am Wochenende nach Angaben Andräs keine Veranstaltungen abgesagt werden. Zur Zeit seien noch 800 Einsatzkräfte in der Stadt im Einsatz.
dpa/sh - Foto: Christof Stache / AFP