Seit Monaten kämpft er dafür, den Skandal um den tausendfachen sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester zu bewältigen. Nun wird nach einer Strafanzeige gegen ihn selbst ermittelt wegen Beihilfe: Das Verfahren der Staatsanwaltschaft gegen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, verschärft die Krise der katholischen Kirche. Der Freiburger Erzbischof ist noch bis zum Wochenende in Kur und will sich zunächst nicht persönlich äußern. Sein Sprecher Robert Eberle betont: «Es gibt überhaupt keinen Anlass für einen Rücktritt von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch.»
Zollitsch soll in seiner Zeit als Personalreferent des Erzbistums Freiburg 1987 einen Pater, der wegen sexuellen Kindesmissbrauchs in den 1960er Jahren vorbelastet war, in Birnau am Bodensee angestellt haben. Der Fall ist allerdings kompliziert, denn kirchenrechtlich zuständig für den Pater war nicht das Erzbistum, sondern die Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau in Österreich. Ob dies auch nach weltlichem Recht so gilt - das prüft nun die Staatsanwaltschaft. Bistumssprecher Eberle betont, dass Zollitsch wegen der fehlenden Zuständigkeit den Pater gar nicht habe einstellen können und zudem bis 2006 nichts von den Missbrauchsfällen des Geistlichen bekannt geworden sei.
Ein Missbrauchs-Opfer, das sich 2006 an die Erzdiözese wandte, wirft der katholischen Kirche die Vertuschung seines Falls vor. Nach Auffassung des 53-Jährigen hätte die Erzdiözese schon 2006 alles daran setzen müssen, dass dem pädophilen Geistlichen, der mindestens zwei Taten im Kloster Birnau einräumte, der Umgang mit Kindern verboten wird.
Versetzen statt suspendieren
Laut Eberle hatte das Erzbistum im Dezember 2006 erstmals von den Vorwürfen erfahren und die Zisterzienser aufgefordert, den Priester nicht in der Seelsorge einzusetzen. Die Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz von 2002 sehen in Verdachtsfällen eine Informationspflicht vor. In den vergangenen Monaten sind aber viele Fälle bekanntgeworden, in denen die Kirche pädophile Priester nur versetzt hat, statt sie zu suspendieren.
Im Februar war Zollitsch noch mit einem beispiellosen Ultimatum gegen den Verdacht der Vertuschung vorgegangen. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte kritisiert, die Kirche erwecke nicht den Eindruck, bei Verdachtsfällen konstruktiv mit der Justiz zusammenzuarbeiten. Zollitsch forderte umgehend eine Entschuldigung innerhalb von 24 Stunden und beschwerte sich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Ministerin.
Der Streit wurde später beigelegt und Zollitsch fand immer mehr seine Rolle als gemäßigter, aber entschiedener Aufklärer: Er entschuldigte sich mehrfach für den vielfachen sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche in früheren Jahrzehnten, trieb die Verschärfung der Richtlinien der Bischofskonferenz voran, stimmte sich bei der Krisenbewältigung eng mit Papst Benedikt XVI. ab und drängte den umstrittenen Augsburger Bischof Walter Mixa, gegen den wegen Missbrauchsvorwürfen ermittelt wurde, zum Rücktritt.
Eine moralische Verantwortung
Das Ansehen Zollitschs könnte durch die Strafanzeige gegen ihn Schaden nehmen. Rein rechtlich hat Zollitsch gute Chancen, dass die Ermittlungen gegen ihn wieder eingestellt werden. Aber Bischöfe tragen auch eine moralische Verantwortung. Wie diese ausgeübt werden kann, hat der Münchner Erzbischof Reinhard Marx gezeigt: Obwohl er kirchenrechtlich gar nicht zuständig war, hat er den Abt des Benediktinerklosters Ettal wegen der dortigen Missbrauchsfälle aus dem Amt gedrängt.
Bernward Loheide (dpa) - Bild: epa
Ich finde es schon schlimm genug und unverzeihlich das sich an Kindern vergangen wird, und die Kirche dies auch noch immer versucht zu vertuschen, und die Priester, sei es Bischof oder Priester, diese sollten auch zur Rechenschaft gezogen werden und unwideruflich von Ihrem Amt enthoben und dementsprechend bestraft werden.