Während eines Protestmarschs gegen Polizeigewalt in der US-Stadt Dallas haben Heckenschützen fünf Polizisten getötet. Mindestens sieben weitere sowie zwei Zivilisten seien verletzt worden, teilten die Behörden der texanischen Großstadt am Freitag mit. Einer der mutmaßlichen Angreifer sei mit Hilfe eines Roboters getötet worden, an dem ein Sprengsatz angebracht war, sagte Polizeichef David Brown. Drei Menschen wurden festgenommen. US-Präsident Barack Obama zeigte sich auf dem Nato-Gipfel in der polnischen Hauptstadt Warschau bestürzt über die Bluttat.
Anlass für den Protestmarsch am Donnerstagabend (Ortszeit) war der Tod von zwei Afroamerikanern, die in anderen US-Städten innerhalb von zwei Tagen durch Polizeischüsse ums Leben gekommen waren.
Während der stundenlangen Verhandlungen in Dallas mit dem später getöteten Verdächtigen habe der Mann gesagt, er habe Weiße und vor allem weiße Polizisten töten wollen. Der mutmaßliche Schütze hatte sich stundenlang in einem Parkhaus verschanzt.
Zuvor hatte Polizeichef Brown gesagt: "Die Schützen wollten so viele Gesetzeshüter wie möglich verletzen oder töten." Die Beamten seien aus dem Hinterhalt angegriffen worden. Einigen sei in den Rücken geschossen worden.
Der Verdächtige habe in den Verhandlungen mit der Polizei gesagt, er habe in der Stadt mehrere Bomben versteckt. Einsatzkräfte durchsuchten mehrere Blocks im Stadtzentrum, fanden aber keine Sprengsätze.
Obama tief bestürzt über Bluttat von Dallas
US-Präsident Obama sagte in Warschau, die Tat sei bösartig, kalkuliert und verachtenswert. Er sprach von einer gezielten Attacke auf Polizisten. Den Behörden sagte er seine volle Unterstützung zu.
"Es ist eine verheerende Nacht gewesen", teilte die Polizei über Twitter mit. Der Nachrichtensender CNN berichtete, es sei der tödlichste Tag für die Polizei in den USA seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gewesen. Damals seien 72 Polizisten ums Leben gekommen.
Bei den Festgenommenen handelte es sich nach den Worten von Polizeichef Brown um eine Frau, die in der Nähe des Parkhauses festgenommen wurde, und zwei Männer, die in einem Wagen geflüchtet waren. "Wir sind aber noch nicht vollständig sicher, dass wir alle Verdächtigen in Gewahrsam haben", hatte Brown am frühen Morgen gesagt.
Zur Identität der Festgenommenen und zu ihrer Hautfarbe machte die Polizei zunächst keine Angaben. Brown und Bürgermeister Mike Rawlings betonten zudem, aus ermittlungstaktischen Gründen vorerst nur wenige Informationen an die Öffentlichkeit geben zu wollen.
Öffentlichkeit um Hilfe gebeten
Die Behörden baten die Bevölkerung um Hilfe. "Wir brauchen Ihre Unterstützung, um Sie vor denjenigen zu beschützen, die für diese tragischen Ereignisse verantwortlich sind", sagte Brown in einem eindringlichen Appell. Die Polizisten hätten unter Einsatz ihres Lebens für die Sicherheit von Zivilisten gesorgt. Dabei hätten sie kaum eine Chance gehabt, sich vor den Schüssen zu schützen.
Bei einem der Toten handelt es sich um einen 43 Jahre alten Polizisten im Dienst des Nahverkehrsunternehmens DART. Er sei der erste im Einsatz getötete DART-Beamte, seit die Behörde im Jahr 1989 eine eigene Polizei gegründet habe, zitierten Medien einen Sprecher. Drei weitere DART-Angehörige wurden verletzt, wie das Unternehmen auf Twitter mitteilte.
Eine Teilnehmerin des Protestmarschs wurde von einer Kugel am Bein getroffen. Die Frau sei mit ihren Kindern bei der Demonstration gewesen, sagte ihre Schwester vor Reportern. Sie habe sich auf ihr 15-jähriges Kind geworfen, um es vor den Kugeln zu schützen.
Augenzeugen berichteten von Chaos, als die ersten Schüsse kurz vor 21:00 Uhr (Ortszeit) am Donnerstag fielen. Passanten suchten Schutz in Hauseingängen oder Bushaltestellen. Als die Schüsse zu hören waren, habe sie zunächst gedacht, es handele sich um Feuerwerkskörper, sagte eine Zeugin dem Sender KTVT. Sie sprach von "mindestens 30 Schüssen". Ein Video zeigte einen Schusswechsel zwischen einem Verdächtigen und der Polizei.
Zuvor hatte es in Dallas - wie in zahlreichen anderen US-Städten - friedliche Demonstrationen wegen der jüngsten Polizeigewalt gegen Afroamerikaner gegeben. Anlass war der Tod von zwei Schwarzen, die innerhalb von zwei Tagen von Polizisten erschossen worden waren. In Baton Rouge (Louisiana) zwangen zwei Polizisten den 37-jährigen Alton Sterling auf einem Parkplatz zu Boden und erschossen ihn aus nächster Nähe. Tags darauf starb der 32 Jahre alte Philando Castile in Falcon Heights (Minnesota) im Krankenhaus, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle auf ihn geschossen hatte.
Der Gouverneur von Minnesota räumte Rassismusprobleme ein. "Wäre das passiert, wenn die Insassen (...) weiß gewesen wären? Ich denke nicht", sagte Mark Dayton. "Ich denke, wir alle in Minnesota müssen eingestehen, dass diese Form von Rassismus existiert."
dpa/cd/okr/sr - Bild: Laura Buckman/AFP