Nach mehr als 15 Stunden ist die Sitzblockade der Demokraten im US-Kongress beendet worden. Die republikanische Kongressmehrheit verschob die für Donnerstag geplante Sitzung auf einen Termin nach dem 4. Juli.
Mit ihrem Sitzstreik wollten die demokratischen Abgeordneten eine Abstimmung über ein schärferes Waffenrecht erzwingen. Der Abgeordnete John Lewis kündigte bereits an, den "Kampf" bei der nächsten Sitzung weiterführen zu wollen. Seit dem Massaker in Orlando mit 49 Todesopfern fordern die Demokraten, dass Personen, die als gefährlich eingestuft werden oder auf Flugverbotslisten stehen, in den USA keine Waffen erwerben dürfen.
John Lewis hatte am gesagt, einige Dutzend seiner Kollegen würden solange auf dem Boden sitzen bleiben, bis im Repräsentantenhaus eine Abstimmung über eine Gesetzesinitiative angesetzt sei. Darin soll nach dem Willen der Demokraten festgelegt werden, dass jemand, der auf einer Terror- oder Flugverbotsliste geführt wird, keine Waffe kaufen darf. "Wie viele Mütter, wie viele Väter werden noch Tränen der Trauer vergießen müssen, bevor wir etwas tun?", sagte Lewis.
Der Ruf nach einer Verschärfung des Waffenrechts ist nach dem Attentat von Orlando, bei dem 49 Menschen erschossen wurden, wieder deutlich lauter geworden. Erst am Montagabend scheiterten mehrere Gesetzentwürfe für eine strengere Regelung im Senat - der anderen Kammer des Kongresses. Den Demokraten gingen die Vorschläge der Republikaner nicht weit genug; die Konservativen kritisierten die Vorhaben der anderen Seite als zu strikt. Die Republikaner haben in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit.
Die Sitzblockade am Mittwoch begann gegen 11:25 Uhr (Ortszeit) und dauerte am Abend noch an. Die demokratische Fraktionschefin Nancy Pelosi erklärte: "Unsere Abgeordneten haben sich auf dem Boden gesetzt, um dagegen zu protestieren, dass wir nicht mal eine Abstimmung abhalten können. Wir glauben nämlich, dass wir diese Abstimmung gewinnen würden."
Parlamentspause verschieben
Die Demonstranten forderten, die geplante Parlamentspause nächste Woche zu verschieben, damit über die Gesetzesinitiative abgestimmt werden könne.
Paul Ryan, Vorsitzender des Repräsentantenhauses und Republikaner, ließ über eine Sprecherin mitteilen, dass die Kammer nicht arbeiten könne, wenn Abgeordnete sich nicht an die Regeln hielten. Er selbst nannte den Protest später eine PR-Aktion. Den Demokraten gehe es nur um Schlagzeilen, sagte er CNN.
Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama sagte, die Aktion der demokratischen Abgeordneten spiegele Frust und Ärger vieler Menschen über eine republikanische Blockadehaltung wider. Ihr Anliegen sei weder kontrovers noch radikal. Sie würden schlicht dafür werben, in überparteilichem Konsens über eine Politik abzustimmen, für die es im Land eine breite Mehrheit gebe. Obama bedankte sich via Twitter bei dem Abgeordneten Lewis für die Aktion.
Der Parlamentssender C-Span griff unterdessen zu einer ungewöhnlichen Maßnahme, um auf seinem Kanal Bilder von der Sitzblockade zu zeigen. Der Sender hat selbst keine Kontrolle über seine Kameras, die von der Verwaltung des Repräsentantenhauses abgeschaltet wurden. C-Span zeigte deshalb Live-Streams, die die Abgeordneten mit ihren Handys machten.
dpa/jp/sr - Bild: C-Span/AFP