Bono hat viele Berufe. Popstar, Weltverbesserer, Politiker-Beschwörer, Promi-Händeschüttler, lebende Musiklegende, Sonnenbrillenträger und noch ein paar mehr. Auch ist der irische Musiker der wohl einzige Mensch, der für Oscar und Golden Globe nominiert wurde, mehrere Grammys hat, dank der britischen Queen ein Ritter und obendrein noch für den Friedensnobelpreis im Gespräch ist. Zwar macht er anders als Kollege Bob Geldof als Frontman der legendären Band U2 weiterhin sehr erfolgreich Musik. Gerade jüngere Hörer kennen ihn aber eher wegen seines sozialen Engagements - und seiner blau gefärbten Sonnenbrille.
Am 10. Mai wird Bono - mit bürgerlichem Namen Paul David Hewson - ein halbes Jahrhundert alt. Seine Fans verehren ihn, seine Musik und seine Bandkollegen von U2 wie Götter. Bonos Kritiker werfen ihm Sucht nach Aufmerksamkeit vor. «Er ist ein Dichter, ein Philosoph. Und ich glaube, ich habe ihn letzte Nacht übers Wasser gehen sehen», soll Rolling Stones-Sänger Mick Jagger gelästert haben. Eric Clapton meinte, Musiker sollten sich nicht wie Politiker aufführen.
Fotos mit dem Papst, den Präsidenten vieler wichtiger Länder und unzählige Auftritte auf der Weltbühne - ist das Einsatz für das Gute oder Sucht nach Berühmtheit? Wie passen der Kampf gegen Armut, gegen Aids und das Engagement für gerechten Welthandel mit dem eigenen luxuriösen Lebensstil zusammen? Bono hat solche Fragen hundertfach gestellt bekommen und überhört sie mittlerweile einfach.
«Das ist eine Sache, auf die ich ständig angesprochen werde und mit der man mich festzunageln oder zu enttarnen versucht. Mit der man mich und alles, was ich tue, infrage stellen möchte», sagte er einmal in einem Interview. «Und das finde ich traurig. Schließlich mache ich nichts anderes als jeder Mensch, der Geld verdient: Ich lege es an und zwar so, dass es nicht weniger, sondern mehr wird. Das bedeutet ja nicht, dass ich gewissenlos bin und über Leichen gehe. Was mein Engagement betrifft: Ich tue nur Sachen, hinter denen ich hundertprozentig stehe und die nichts mit U2 zu tun haben.»
Außerdem habe er schon lange gemerkt, dass es eher von Vorteil sei, reich und berühmt zu sein, wenn man Gutes tun wolle. Er sei eben Geschäftsmann, erklärte er bei einer anderen Gelegenheit: «Aber nicht jeder Geschäftsmann versucht, die globale Armut zu bekämpfen und die Reichen und Mächtigen zu mehr Spenden und zu mehr Großzügigkeit zu motivieren.»
Die Band U2 ist die Konstante in seinem Leben. 1976 fand die Band in ihrer heutigen Konstellation zusammen, die Stammmitglieder und auch der Manager sind bis heute dabei. Die Wurzeln Bonos und von U2 liegen im Punk. Später wurden sie zu einer der bedeutendsten Bands der 1980er Jahre. Hymnen wie «I still haven't found what I'm looking for» oder «Bloody Sunday» sind bis heute Verkaufsschlager. Und bis heute ist die Band auch regelmäßig auf Tour und bringt Neues heraus.
Bonos zweite feste Linie im Leben ist seine Familie. Seit 1982 ist er mit Alison Stewart verheiratet, die beiden haben zwei Söhne und zwei Töchter. Mit seiner Familie will er leben, was ihm in seiner eigenen Kindheit in Dublin fehlte. Bonos Mutter war protestantisch, sein Vater katholisch. Die Eltern entschieden sich, Bono und seinen Bruder protestantisch zu erziehen - der Junge stand von Anfang an zwischen den Konfliktlinien.
Später ging er auf die erste Schule in Dublin mit gemischten Konfessionen. Nachdem seine Mutter starb, als er 15 Jahre alt war,
stand er in ständigem Konflikt mit dem Vater. Seine Musik und seine Freunde halfen ihm - und gaben ihm auch den Namen, unter dem er später weltberühmt werden sollte. Wegen seiner guten Stimme benannten sie ihn nach einem Hörgeräteladen in der Dubliner Innenstadt «Bono Vox».
Britta Gürke (dpa) - Bild: epa